Der allmorgendliche Stress entwickelt sich zu einem surrealen Trip in einen Alltag, der nach und
nach abhandenkommt. Theater Marie zeigt ein virtuoses Stück über den Zerfall unserer Realität und allem, das wir für gegeben hinnehmen.
Theater Marie | Frau im Wald
Ein Ausnahmezustand, der mitten aus dem Alltag kracht – Ein mehrstimmiges Stück über den Zerfall, eines Individuums, einer Struktur, einer Geschichte.
surrealer Alltagstrip
Es hätte eigentlich ein Tag wie jeder andere werden können. Ist es aber nicht. Der
allmorgendliche Stress entwickelt sich zu einem surrealen Trip in einen Alltag, der nach und
nach abhandenkommt. In ihrem mehrstimmigen Theatertext «Frau im Wald» beschreibt
Julia Haenni einen Ausnahmezustand, der mitten aus dem Alltag kracht. Das sprechende
Frauenkollektiv verliert allmählich die zusammenhängende Wahrnehmung für eigentlich
alltägliche Vorgänge und es beginnt eine beunruhigende Reise ins Innere der Sprechenden.
In dessen Verlauf droht die Orientierung im Strudel der vielen Stimmen und Perspektiven
unterzugehen. «Frau im Wald» erzählt von einer Auflösung. Ein virtuoses Stück. Die Autorin und Performerin Julia Haenni entwickelte ihr Stück im Rahmen des DRAMENPROZESSOR 2016/2017.
Komplexität und Multitasking überfordern
Julia Haenni hat einen Text verfasst, der uns jenseits einer klaren Figuren-
Schauspielerinnen-Zuordnung erreicht und ergreift. Das Individuelle und das Chorische
stehen im Kontrast. Die Einzelperson ist spürbar geht aber immer wieder im Kollektiv auf.
Das Kollektiv spielt sich auf und verdrängt das Individuum. Die Arbeit an dieser Thematik ist
methodisch wie inhaltlich strukturgebend. Eine Frau müht sich ab und wird von ihren vielen
Ansichten und inneren Stimmen geplagt. Diese Wahrnehmung des Stückes «Frau im
Wald» ist genauso wahr, wie die Tatsache, dass eine Gruppe Frauen sich in Rage redet und
dabei zu einer gemeinsamen Emotion findet. Wir arbeiten mit einem mehrköpfigen
Frauenensemble. Wir erleben in diesem Stück den Prozess einer Dissoziation. Eine Welt fällt
auseinander. Komplexität und Multitasking überfordern die Protagonistin. Sie sehnt sich
nach einem kraftvollen Akt der Befreiung. Der Gang in den Wald ist gleichermassen Traum
wie umgesetzte Flucht. Der Wiedereinbruch einer überfordernden Realität führt zu einem
Totschlag.