Uraufführung: Das Theater Konstanz bringt den «Sonnenwirt» nach Hermann Kurz auf die Bühne, basierend auf einem schwäbischen Kriminalbericht aus dem 18. Jahrhundert, der in den letzten 300 Jahren nichts an Aktualität eingebüsst hat.
Theater Konstanz | Der Sonnenwirt
Verbrecher aus verlorener Ehre
«In der ganzen Geschichte des Menschen ist kein Kapitel unterrichtender für Herz und Geist als die Annalen seiner Verirrungen» – mit diesen Worten beginnt Schiller seine wahre Geschichte des Räubers, Bandenführers und Mörders aus dem 18. Jahrhundert, Friedrich Schwan. Für Schiller ist er «Der Verbrecher aus verlorener Ehre». Im 19. Jahrhundert nimmt sich der schwäbische Autor Hermann Kurz derselben Geschichte an und zeichnet – genau beobachtet und sprachlich glänzend – das Bild einer ganzen Kulturepoche.
Offene Rebellion
Friedrich Schwan wird als Vierzehnjähriger wegen Kleinigkeiten ins Zuchthaus gesperrt. Sein Versuch, nach Verbüssung der Strafe in der Gesellschaft wieder Fuss zu fassen, scheitert, als er seiner Geliebten das Treuewort halten will. Eltern und Obrigkeit verhindern die nicht standesgemässe Hochzeit mit der Kleineleutetochter. Diese Verweigerung treibt Schwan zur offenen Rebellion, bis er erneut straffällig wird. Zu «lebenslänglich» verurteilt, bricht er aus der Festung Hohentwiel aus und wird ein Vogelfreier. Er findet Anschluss an eine Räuberbande und wird schnell zu deren Anführer. Als «Sonnenwirt» bekannt, wird er zum Schrecken der Gegend, wobei die Bevölkerung ihn aber wegen seiner Überfälle auf die verhasste Obrigkeit insgeheim bewundert. Eine Geschichte von einem, dem Ehre, Menschenwürde und Recht genommen wurden, und der sich wehrt, indem er Ehre und Recht missachtet.
Konstanzer Dramatisierung
Oberspielleiter Mario Portmann, der in Konstanz mit Kleists «Michael Kohlhaas» und Mankells «Die rote Antilope» Erfolge feiern konnte, nimmt sich erneut einen deutschen Klassiker vor.