Unter der Regie von Antje Thoms entwickelt Henrik Ibsens Porträt einer rätselhaften Femme Fatale eine bedrückende und überzeugende Intensität.
Stadttheater Bern | Hedda Gabler
Geschichte einer Selbstzerstörung
Jörgen Tesmans Tante hat sich Mühe gegeben: Als er mit Hedda von der Hochzeitsreise zurückkehrt, ist die Traumvilla bezugsfertig. Finanziert mit dem bescheidenen Vermögen der Tante und ihrem unerschütterlichen Glauben an Tesmans Karriereaussichten. Eine Investition in die glänzende Zukunft, die ihr Neffe mit der Heirat Hedda Gablers vermeintlich begonnen hat. Aber Hedda will mehr vom Leben, als die Ehe an der Seite eines langweiligen Wissenschaftlers. Sie fühlt sich abgestossen vom kleinbürgerlichen Milieu, dem ihr Mann entstammt. Und gleich am ersten Abend im neuen Heim taucht Assessor Braak auf, der mit sicherem Instinkt die feinen Risse erspürt, die das scheinbar makellose Glück des jungen Paares bereits durchziehen. Dass er sogleich eine Hiobsbotschaft überbringt, macht die Sache nicht einfacher: Tesmans alter Konkurrent Eilert Løvborg hat ein fulminantes Buch veröffentlicht und ist für die von Tesman angestrebte Stelle im Gespräch. Plötzlich ist die Vergangenheit in den frisch renovierten Räumen der Villa allgegenwärtig und beginnt die Zukunft zu vernichten.
Ibsen zeichnet das Porträt einer rätselhaften Femme Fatale, die die Männer in ihren Bann zieht. Ihre Ohnmacht und ihr Selbsthass steigern sich zu einer zerstörerischen Wut.