Alle lieben «Così fan tutte». Zürich, Bern und Lausanne haben zurzeit Mozarts Dreistünder im Programm. Wer es aber intimer und direkter mag, hat eine ausgesprochen gelungene Alternative. Beim Bahnhof Dornach-Arlesheim, im kleinen Haus des neuestheater.ch ist alles auch räumlich ganz nah. Sehr intensiv und immer belustigend ironisch. Ein Vergnügen, sichtlich auch für das Ensemble. Am Ende sogar augenzwinkernd kritisch, als aus Così fan tutte ein fan tutti wird.
neuestheater.ch | Così fan tutte
Grosses Gerangel um Tod, Treue, Liebe und Verrat. Die beliebteste opera buffa feiert sich selbst.
Im Sog der Szene
Als komplex und seelisch ausziseliert bezeichnet der Regisseur Georg Darvas die Musik von «Così fan tutte». Hier wird auf besondere Art und Weise in Tönen erarbeitet, was in den Seelen der Figuren passiert. Ganz genau werden dabei die Menschen beobachtet, wie sie in Liebeshändeln und grossen Gefühlen, wie Eifersucht und Anziehung funktionieren und sich dank Vorspiegelung falscher Tatsachen manipulieren lassen. Die Oper beginnt als schlichte, konzertante Darbietung und lässt das Ensemble dank eines sich aufbauenden Bühnenbildes in den Sog der Szene geraten. Im zweiten Akt erzeugen Live-Projektionen auf mehreren Ebenen von Fadenvorhängen ein vielschichtiges Bild von Innen- und Aussenleben.
Im Grossatem der Musik
Gespielt wird mit einem reduzierten Orchester, in dem die Streicher gegenüber den Bläsern an Präsenz gewinnen und dadurch mehr Tragfähigkeit für die Stimmen bilden. Der musikalische Leiter Bruno Leuschner, spricht von einer Art Simulation des Originals und legt bei Mozart besonderen Wert auf den Grossatem seiner Musik, Man dürfe die Musik Mozarts nicht schieben, sondern man müsse sie einfach kommen lassen. Dann komme ihre Körperlichkeit zum Vorschein.