Helvetias Emanzipation
Ein Künstlerinnenkollektiv erweckt Helvetia zum Leben und lässt sie zum Abgesang auf die Gesellschaft anstimmen.
Sie wollen den Röstigraben überwinden und noch viel mehr. Das feministische Kollektiv verfolgt einen posthelvetischen Ansatz, stellt unerhörte Forderungen und träumt von einer Gesellschaft, die sich jenseits von Nationalstaaten entwickeln kann. In ihrem Stück «Die Nation. A Sound That Misbehaves» schaffen sie neue gedankliche Spielräume und exerzieren vor Publikum, wie das Theater auch grössere Systeme neu erfinden, gestalten und erlebbar machen kann.
L’Actif Posthelvetia ist ein junges Künstlerinnenkollektiv mit Sitz im Aargau. Sie produzieren experimentelle, phantastische Stücke und Performances, schreiben Essays, unterhalten das Internet und singen dem Leistungsdruck ihrer Generation ein Schlaflied.
«In der Schweiz, in diesem schönen Land, wo es uns so verschissen gut geht! …»
Die Nation. A Sound That Misbehaves | Über das Stück
Helvetia, die mehrsprachige Identifikationsfigur aus der Zeit der Eidgenossenschaftsgründung, emanzipiert sich von ihrer Rolle als Projektionsfläche. Sie hat es satt, abgeschottet zu sein, wagt den Schritt aus der Einsamkeit ihres «Zweifränkler»-Daseins und sucht Gemeinschaft. Was eignet sich dafür besser, als eine Initiative ins Leben zu rufen? Die Interessierten werden zum Wahlsonntag in eine öffentliche Therme eingeladen und von Helvetia zur Stimmabgabe animiert. Aber was fordert Helvetia mit ihrer Initiative? Will sie die letzten Liter Gletscherwasser an eine Wellness-Therme verkaufen? Die Seeufer verstaatlichen? Alle wehrpflichtigen Männer entjungfern? 1001 Panzer kaufen? Oder soll mit pH-neutraler Seife die eigene schmutzige Vergangenheit vom Leib gewaschen werden? Alles, was feststeht: Helvetia beginnt sirenenhaft zu singen, schuppt und verwandelt sich. Ihr wachsen Kiemen und schliesslich ein oder mehrere Schwänze. Sie legt alles Menschliche ab, wird zur Nixe. Denn um unter den neuen Umständen existieren zu können, muss sie sich verwandeln.