Im Sog der Zürcher Bewegung wurde in Luzern ein Ort für Proberäume von Bands gefordert und erkämpft. Die seit 1971 leer stehende Strafanstalt wurde 1981 zum Sedel. 60 Proberäume entstanden, genutzt von bis zu 150 Bands, im Club wurden Tausende von Konzerten abgehalten, vorher und nachher unzählige Bands gegründet und wieder aufgelöst. Ateliers, eine Bar und zwei Tonaufnahme-Studios gehören ebenfalls dazu. Vier Jahrzehnte später ist das Sedel immer noch ein brodelndes Zentrum der Musikkultur.
Sedel | 40 Jahre Musikkultur in Luzern
Punkmusik und Luzern, das ist Sedel. Ein kultureller Leuchtturm hinter dem Berg, der seit nun 41 Jahren in die ganze Schweiz hineinstrahlt.
Ehemalige Strafanstalt
1838 kaufte der Kanton Luzern den Sedelhof, um ihn anfänglich als Arbeitshof, ab 1884 als kantonale Strafanstalt zu nutzen. 1932 erfolgte der Neubau zum bis heute markant sichtbaren Zellentrakt-Riegel und die Strafanstalt Sedel erfüllte ihre Aufgabe bis zur Schliessung 1971. Amtsstellen begannen anschliessend im Sedel ihre Akten einzulagern. Als zu Beginn der Achtzigerjahre in mehreren Schweizer Städten, notabene in Zürich, Jugendproteste aufflammten, sorgte dies auch in der Luzerner Politwelt für Gesprächsstoff. Man war angesichts des Tourismus und des damit verbundenen «sauberen» Images darauf bedacht, Jugendunruhen oder ähnlich motivierte Krawalle in Luzern gar nicht erst stattfinden zu lassen. Doch Freiraum für Jugendliche war Mangelware. Als das «Kriegerhauses» abbrannte, wo 13 lokale Bands eingemietet waren und sich parallel dazu die Luzerner Punk-Szene zu organisieren begann, geisterte immer lauter eine Forderung durch die Stadt: neue Probelokale für die lokalen Bands zu finden.
The Club
Der Luzerner Stadtrat konnte trotz verschiedener Raumabklärungen keine Lösung in Aussicht stellen. Im Januar 1981 wurde für den 7. Februar eine Demonstration durch die Luzerner Innenstadt angekündet. Nun reagierte der Stadtrat rasch und nahm die Verhandlungen über den Sedel auf. Mit Erfolg. Am 19. Januar 1981 traten die kantonalen Behörden den Osttrakt des Gebäudes provisorisch ab und übergaben ihn am 15. April 1981 der ILM (Interessengemeinschaft Luzerner Musiker:innen), die sich der Verwaltung des Hauses annahm und die Raum-Vermietungen organisierte. 1983, nach zwei erfolgreichen Jahren als Provisorium, stellten die Behörden auch die andere Hälfte (Westtrakt) des Sedels den Musiker:innen und Künstler:innen zur Verfügung. Mit der Bewilligung, das ganze Gebäude nutzen zu können, wurde auch «The Club» gegründet: In der ehemaligen Kantine der Gefangenen fanden seither Konzerte und Partys von regionalen, nationalen wie auch internationalen Künstler:innen statt. Die Idee «Sedel» etablierte sich und der provisorische Baurechtsvertrag wurde auf 15 Jahre festgelegt. Dieser Vertrag wird seither in 5- bis 10-Jahresschritten neu ausgehandelt.
Jubiläum und weiter so
2021 feierte der Verein ILM Sedel sein 40-jähriges Jubiläum: Ein Moment, um zurückzuschauen auf vier fabelhafte Sedel-Dekaden. Aber auch ein Moment, um den Blick in die Zukunft zu richten, mit dem Ziel, genauso weiterzumachen. Mit viel Power, unkonventionellen Ideen und einer schönen Portion Unverfrorenheit. Um zu erhalten und weiterzuentwickeln, was dem Sedel am Herzen liegt: Musik. Kultur. Freiraum. Jede Woche finden im Sedel Konzerte und Partys statt. Hardcore, Metal, elektronische Musik, Garage-Rock, Punk, Jazz: Der Club kennt keine Berührungsängste, Eigenständigkeit zählt. Ein Schwerpunkt liegt aber im ‹Underground›. Rund einen Drittel der Veranstaltungen organisiert die ILM selber. Fremdveranstalter können den Club zu günstigen Bedingungen mieten. Bis zu 250 Personen können Platz finden und audio-technisch verfügt der Sedel über eine der besten Tonanlagen der Stadt Luzern.