Robert Walser und sein Einfluss auf die zeitgenössische Musk stehen im Mittelpunkt des diesjährigen Festivals. Vier neue Musiktheater, zwei ausgedehnte Spaziergänge und die Jahrestagung der Robert Walser-Gesellschaft bilden den Rahmen für ein neues Kapitel in der musikalischen Walser-Rezeption.
Festival Neue Musik Rümlingen | Robert Walser
Blick in das Programm
Die Musikalität von Robert Walsers Sprache hat schon viele Komponist*innen zu Vertonungen angeregt. Gerätselt wird dabei immer wieder um das Schweigen und die Stille, die Robert Walser umhüllten, während er seine letzten 23 Jahre in der Heilanstalt Herisau verbrachte. Auch das Festival Rümlingen geht von dieser Herisauer Zeit des verstummten Dichters aus und rollt den Fall Walser gewissermassen von hinten auf.
Es beginnt mit Walsers stummem Ende und endet mit dessen beredter Jugend. Das Kollektiv Mycelium und Oliver Rutz thematisieren den zum «Patienten 3561» gewordenen Dichter. Mit dem späten Mikrogramm-Schaffen beschäftigen sich Georges Aperghis in seinem Théâtre Musical «Zeugen» für Sopran, Instrumentalensemble und – als ‹Zeugen› – sieben Kasperle-Figuren von Paul Klee, sowie Roland Moser mit dem Musiktheater «Die Europäerin», der ersten Vertonung eines gesamten Mikrogramms. Der letzte Tag des Festivals führt zurück in die Jugend des Dichters: Die Komponistin Anda Kryeziu widmet sich zusammen mit dem Fringe Ensemble aus Bonn und Cantando Admont aus Graz Walsers rätselhafter «Tobold»-Figur.
Geplante Uraufführungen
Das Festival Neue Musik Rümlingen ist auch 2021 vor allem ein Uraufführungsfestival. Es geht nicht darum, einen Rückblick auf die Vertonungsgeschichte mit über 300 Werken zu Robert Walser zu geben, sondern neue Auseinandersetzungen mit dem Schweizer Dichter anzuregen. Die Jahrestagung der Robert Walser-Gesellschaft hat die musikalischen Schreibverfahren Walsers und deren Rezeption in der Musik zum Thema; dazu erklingen Werke, die noch zu Walsers Lebenszeit entstanden sind. Doch was wäre Walser ohne seine Spaziergänge! 15 Uraufführungen, interpretiert vom Kölner Ensemble Garage und lokalen Kräften aus dem Appenzell, begleiten das Publikum auf zwei Wanderungen. Die erste von Teufen nach Trogen verarbeitet Walsers Spätwerk, die zweite von Wald nach Heiden beschäftigt sich mit dem frühen und mittleren Schaffen.