«Zu Jeder Stund En Vogelgsang» heisst das neue Album des St.Galler Pop-Duos Dachs. Ihre zehn Songs zeichnen in weicher Manier ein scharfes Bild einer Schweiz zwischen abgebrühtem Erfolgshunger, digitaler Kälte und dem Hang zum Selbstbetrug. Die Enge der Schweiz wird nicht oberflächlich verachtet, sondern vielmehr eindringlich besungen. Der weltgewandte Blick richtet sich auf das Kleine, Selbstverständliche und Provinzielle.
Dachs | Kopfstimmen-Pop
Mit dem Kantönligeist im Schwitzkasten besingen die jungen St.Galler den Geist unseres Landes in Kopfstimme.
Von Bischofszell bis Olten
Die Band hat Humor. In ihrem Pressetext ist zu lesen: In der Garderobe des FC Bischofszell ist unser Album das Gesprächsthema Nummer vier. Seit wir auf unserem Debütalbum «Immer Schö Lächlä» (2018) den elf Spielern und sieben Zuschauern ein Lied gewidmet haben, ist unser Hörerstamm um 18 Personen gewachsen. Auf der Sportanlage Bruggwiesen haben sich einige wenige das Album vorbestellt, ein Link zu den Vorab-Singles kursierte im Chat der ersten Mannschaft. Ob Beat Breu in seinem Wohnmobil in Büsingen bei Schaffhausen Hitradio hört, ist unklar. Hin und wieder spielen die hiesigen Radiostationen die Single «Beat Breu», nachdem der frühere Velorennfahrer zurückhaltend seinen Segen gegeben hat. «Jo, denn söled sie da Lied doch singe», äusserte er sich zur persönlichen Huldigung – so richtete es seine Frau Heidi Breu via E-Mail aus. Ob Beat Breu das Lied gefällt? Ebenfalls unklar. Hingegen klar ist, dass wir in Olten gefallen. Da rührt Schriftsteller und Beizer Pedro Lenz mit der grossen Kelle an: «Di breiti Masse het gloub no nid tschegget, dass do bi dere Bänd Dachs zwöi Giele am Komponiere und Täggschte si, wo eigetlich längschtens ganz wit ueche würde ghöre, auso zoberscht uf e Olymp vor gschiide Mundartmusig.»
Via Chäseren in die Stadt
Zwar nicht auf dem griechischen Olymp – höchster Gipfel, 2918 m ü. M. –, aber im Grenzgebiet zwischen Appenzell-Ausserrhoden und dem Toggenburg ist das neue Album entstanden. In Chäseren – 964 m ü. M. –, relativ schlecht via Postauto erreichbar, schottet sich Dachs ab. Da, wo alte Familienfotos hängen, erwachen Rätsel («Wär Isch Denn De Maa?»), wird gezwitschert («Zu Jeder Stund en Vogelgsang») und treffen Geburtstagsglückwünsche mangels Internetverbindung erst gar nicht ein («Du Schicksch Sibä Smileys»).