Collegium Novum Zürich | Jandl-Salon
Ein Hauch dadaistischer Poesie inmitten von Kanapees, massiven Holztischen und einem Glas Rotwein: Ernst Jandl wird im Brockenhaus drei Abende lang zum Leben erweckt.
Mittlerweile sind sie schon Kult: die Salons im Brockenhaus, zu denen das Collegium Novum Zürich seit einigen Jahren einlädt. Standen in den vergangenen Jahren jeweils Komponisten im Zentrum, wird der Salon nunmehr zum Treffpunkt von Musik und Literatur. Der Dichter Ernst Jandl gibt der Konzertreihe in diesem Jahr seinen Namen.
Gedichte und Musik
Der vom Dadaismus beeinflusste Ur-Wiener Ernst Jandl steht nicht nur für seine experimentelle Dichtkunst und scharfzüngige Kommentierung politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen, sondern pflegte auch zeitlebens ein intensives Verhältnis zur Musik: Als Vortragender seiner eigenen Texte in viel beachteten Lesungen oder in der Verbindung von Sprache und Jazz. Dass er seine Gedichte dem Gesang, dem Wohlklang entziehen wollte, entpuppt sich bei der Anhörung der zahlreichen Aufzeichnungen seiner Lesungen nur als vermeintlicher Widerspruch. Vielmehr wird deutlich, wie sehr ihm der musikalische Ausdruck im Umgang mit dem Wort am Herzen lag.
Wiederentdeckung
Der Salon nähert sich dem Phänomen Ernst Jandl gut zehn Jahre nach seinem Tod auf ganz unterschiedlichen Wegen: mit Text-Vertonungen von Mischa Käser und Friedrich Cerha, mit (musikalischen) Sprachspielen und Lesungen von Texten der Wiener Gruppe (zu welcher auch Jandl gehörte) und mit Meilensteinen des Sprechgesangs: Arnold Schönbergs „Pierrot lunaire“ und Peter Maxwell Davies’ „Eight Songs for a Mad King“.