Zwei sich ergänzende Ausstellungen im Museum kunst + wissen Diessenhofen und im Museum Vinorama Ermatingen erwecken die Thurgauerin Emilie Herzog wieder zu Leben. Zu den Höhepunkten der Kabinettausstellungen gehören zweifelsohne die einzigartigen Bild- und Tonaufnahmen der Opernsängerin, die von ihren grossen Erfolgen zeugen. Die Wiederentdeckung des einstigen Bühnenstars ist Reto Knöpfels akribischer Recherchearbeit zu verdanken.
Auf den Spuren der «Thurgauer Nachtigall»
Emilie Herzog war vor über hundert Jahren eine gefeierte Opernsängerin, nun hat der Sänger und Kurator Reto Knöpfel sie wiederentdeckt.
Biografien
Emilie Herzog wurde 1859 als Tochter eines Lehrers in Ermatingen geboren und verbrachte einen Grossteil ihrer Kindheit und Jugend in Diessenhofen. Schon früh kam Emilie mit Musik in Kontakt. Nach einer Ausbildung als Putzmacherin studierte Emilie Herzog sowohl in Zürich als auch in München Gesang und avancierte bald zum gefeierten Opernstar. Sie trat vor Kaisern, Königen sowie Zaren auf und teilte die Bühne unter anderem mit dem berühmten Tenor Enrico Caruso. Grosse Bedeutung erlangte Emilie Herzog auch als Konzertsängerin und als Leiterin von Meisterklassen für Gesang an den Konservatorien in Berlin und Zürich. Im Jahr 1900 wurde sie zur königlich-preussischen Kammersängerin ernannt. 1890 heiratete sie den Musikhistoriker und Musikkritiker Heinrich Welti (1859–1937). Dieser organisierte für sie in deutschen und schweizerischen Städten «historische Liederabende». Ihre Tochter war die Konzertsopranistin und Pädagogin Eva Kötscher-Welti (1896–1964). Emilie Herzog verstarb 1923 in Aarburg.
Direkt nach dem Studienabschluss mit Auszeichnung erhielt Reto Knöpfel im Sommer 2015 das Stipendium der Bayreuther Festspiele. Rege Konzerttätigkeit als Solist sowie Lieder- und Arienabende führten ihn u.a. nach Baden-Baden, Budweis/Tschechien und Bangalore/Indien. Er debütierte mit der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz im Oratorium THE ARMED MAN von K. Jenkins. Weitere Highlights, wie z.B. Auftritte in der Tonhalle Zürich und im Bundeshaus Bern, folgten. Eine langjährige Zusammenarbeit pflegt der Sänger mit dem Konzertchor Zürichsee unter dem Dirigent Martin Messmer. Zusammen mit der Sopranistin Leticia Kahraman und der Pianistin Andrea Wiesli gestaltet Reto Knöpfel regelmässig inszenierte Duettabende. Reto Knöpfel ist Initiant der Konzerte SALON MUSICAL auf Schloss Arenenberg. Der Sänger ist u.a. Stipendiat der Elsy Meyer Stiftung und der Stiftung Lyra in Zürich. Reto Knöpfel leitet die Abteilung Musik und Kultur an der Kantonsschule Trogen und ist als Kurator des Vinoramas in Ermatingen tätig.
Glücksfunde während der Recherche
Zu Leben und Werk der Diva hatte Reto Knöpfel, ehrenamtlicher Kurator des Museum Vinorama Ermatingen, aufwändige Recherchearbeiten angestellt. Unter anderem korrespondierte er mit der Metropolitan Opera in New York. Den Durchbruch erzielte er, als er bei der Erforschung des Stammbaumes die Urenkelin von Emilie Herzog aufspürte. Diese besass noch wertvolle, von ihr liebevoll gehütete Erinnerungstücke und konnte Knöpfel neue Informationen über ihre berühmte Ur-Grossmutter liefern. Sie hat dem Ermatinger Museum Kostbarkeiten aus dem ehemaligen Besitz von Emilie Herzog geschenkt, welche die beiden Parallelausstellungen bereichern.
Zwei sich ergänzende Ausstellungen
Die Kabinettausstellung in Diessenhofen bietet einen Einblick in das Leben und Schaffen der berühmten Thurgauerin. Dabei werden Aspekte ihrer Thurgauer Herkunft, ihrer ersten Karriereschritte in München, einzelne Einblicke in ihr Privatleben sowie ihre besondere Beziehung zu Diessenhofen wie auch zu Winterthur präsentiert. Das Museum Vinorama Ermatingen beleuchtet die Karrieren-Highlights und die gesungenen Opernpartien, thematisiert aber auch die Hürden und Herausforderungen, welche die Sängerin zu bewältigen hatte. Die Ausstellung in Diessenhofen, im Co-Kuratorium entstanden, ist als Ergänzung zu derjenigen in Ermatingen konzipiert.
(Textgrundlage: Reto Knöpfel, Museum Vinorama Ermatingen und Museum kunst + wissen)