Dank der grosszügigen Unterstützung aus Bevölkerung, Politik und Gewerbe konnte das «älteste freistehende Kino der Schweiz» 2017 gerettet werden. Eine vierzehnköpfige Betriebsgruppe des Vereins «Kulturhaus Royal» bespielt das Gebäude seither mit einem breitgefächerten kulturellen Nischenprogramm, bestehend aus Musik, visuellen Künsten, Theater, Literatur, Podien, Skandalfilmen oder Flohmärkten. Bis 2038 ist die Nutzung als Kulturstädte per Mietvertrag zugesichert.
1913 als Kino gegründet, heute Kulturhaus
Vom Kino zum Kulturhaus – eine bewegte Geschichte
Gegründet wurde das heutige Royal Baden 1913 von der Pariserin Marie Antoine, während Architekt Arthur Betschon den Bau leitete. Das Cinema Radium, wie es ursprünglich hiess, war eine Reaktion auf das 1912 vom Stadtrat erlassene Kinoverbot. Der katholische Glauben, der in Baden überwiegend herrschte, stufte Kinos als unsittlich ein. Von einigen Lehrpersonen und Pfarrherren der Stadt wurde die «fünfte Kunst» heftig bekämpft. Marie Antoine erreichte mit der Hilfe des Regierungsrats trotzdem, dass das Verbot aufgehoben wurde. Eröffnet wurde das Cinema Radium mit «Die letzte Liebe einer Königin» mit Sarah Bernhardt in der Hauptrolle. Der Film durfte allerdings, wie auch die folgenden im Programm, nur unter strenger polizeilicher Aufsicht gezeigt werden. In Baden war die Darstellung von Mord-, Raub- und Ehebruchszenen – im Gegensatz zur Kantonshauptstadt Aarau – nämlich verboten.
Konkurrenz und Niedergang
Mit den Kinos «Sterk» im Jahr 1923 und «Orient» im Jahr 1928 kam Konkurrenz in Baden auf. 1935 kaufte Eugen Sterk, Neffe des Zürcher Kinopioniers Jean Speck, die Kinos «Orient» und «Radium». Letzteres wurde nunmehr unter dem neuen Namen «Royal» betrieben. 1951 gründete Eugen Sterk die Eugen Sterk Lichtspieltheater AG Baden, in dessen Besitz sich das Royal fortan befand. 2008 wurde es zum Studiokino mit rund 160 Sitzplätzen und konnte zudem für Einzelanlässe gemietet werden. Gerade mal zwei Jahre später wurde das Gebäude an die F. Aeschbach AG verkauft. Es wurden Pläne laut, das Royal abzureissen und stattdessen dreizehn Parkplätze zu schaffen. Dank 4000 Unterschriften und einer Liste mit regionalen und nationalen Filmemacher:innen, die das Royal vor dem Abriss bewahren wollten, wurde dieser verhindert. Der Weg für ein kulturelles Programm im Gebäude war geebnet.