Seit einem Vierteljahrhundert öffnet ein unscheinbares Atelier an der Upper West Side den Blick der Zentralschweizer Kunstszene in die Welt. Auch 2027 ermöglicht das gemeinsame Atelierstipendium der Kantone Zug, Schwyz und Obwalden drei Kunstschaffenden einen viermonatigen Aufenthalt in New York – mitten in einer der pulsierendsten Kulturmetropolen der Gegenwart.
Zentralschweizer Kunst in New York – Drei Stipendien, ein Atelier, unzählige Perspektiven
- Publiziert am 15. Dezember 2025
New York als Denkraum, Reibungsfläche und Inspirationsmaschine: 2027 arbeiten Luzia Schmid, Sarah von Rickenbach und Jul Dillier im Big Apple.
Das Zentralschweizer Atelier in New York ist und bleibt ein leises, aber wirkungsvolles Instrument der Kulturförderung: nicht als Schaufenster, sondern als Arbeitsort. Die drei ausgewählten Kunstschaffenden nutzen die Stadt nicht als Kulisse, sondern als aktiven Partner – für Recherche, Verdichtung und neue künstlerische Richtungen.
Es sei ihnen gegönnt, auch wenn man momentan, Angesicht des dort unsäglichen Präsidenten, Amerika lieber die kalte Schulter zeigen würde.
Ein Atelier als Sprungbrett
Seit dem Jahr 2000 betreiben die Kantone Zug und Schwyz – gemeinsam mit Uri, Obwalden und Nidwalden – ein Wohnatelier an der Amsterdam Avenue 502 in Manhattan. Das Angebot richtet sich spartenübergreifend an Kunstschaffende aus der Zentralschweiz: von Bildender Kunst über Literatur, Musik und Theater bis hin zu Fotografie und Film. Der mehrmonatige Aufenthalt versteht sich nicht als Auszeichnung, sondern als Arbeitsinstrument: Zeit, Raum und Kontext, um Projekte zu vertiefen, neue Netzwerke zu knüpfen und internationale Perspektiven in die eigene Praxis zu integrieren. Neben der kostenlosen Nutzung des Ateliers umfasst das Stipendium einen monatlichen Lebenskostenzuschuss.

Luzia Schmid – Filmische Recherche an der Quelle
Mit dem Atelierstipendium des Kantons Zug will die Filmemacherin Luzia Schmid (1966) ihre Arbeit gezielt international ausrichten. In New York recherchiert sie für einen künstlerischen Dokumentarfilm über die Rolle von Frauen innerhalb der Vereinten Nationen. Im Zentrum stehen sowohl Frauen als Adressatinnen von UN-Programmen als auch jene, die als Diplomatinnen und Führungspersönlichkeiten die Organisation mitprägen. Der Aufenthalt vor Ort ist dafür essenziell: Schmid plant Archivarbeit am UNO-Hauptsitz sowie Hintergrundgespräche mit Akteurinnen, zu denen bereits Kontakte bestehen. Ein Projekt, das politische Realität, institutionelle Macht und weibliche Perspektiven filmisch zusammenführt.

Sarah von Rickenbach – Zeichnen gegen den Lärm
Die Schwyzer Illustratorin Sarah von Rickenbach (1993) nutzt den Aufenthalt bewusst als Bruch mit dem Gewohnten. Bekannt für ihren detailreichen, verspielten Stil und ihre Nähe zu Natur- und Tiermotiven, will sie in New York eine zentrale Frage verfolgen: Wie finden Menschen in einer Millionenstadt zur Ruhe? Zwischen Skizzenbuch, Stadtraum und Beobachtung entsteht eine künstlerische Recherche, aus der eine Publikation hervorgehen soll. Der Atelieraufenthalt wird für sie zum Experimentierfeld – für neue Denkweisen, neue Rhythmen und eine geschärfte Wahrnehmung jenseits des vertrauten Alltags.

Jul Dillier – Klang, Stadt, Improvisation
Der Jazzpianist und Klangkünstler Jul Dillier (35) aus Obwalden bewegt sich zwischen Musik, Sprache und Performance. In New York will er sich intensiv mit Rapmusik auseinandersetzen – ihren Ursprüngen, ihren urbanen Kontexten und ihren Verbindungen zum Jazz. Geplant sind Feldaufnahmen direkt aus dem Stadtraum: Geräusche, Stimmen, Rhythmen der Strasse, die später in Kompositionen und klangkünstlerische Arbeiten einfliessen. Für Dillier wird New York zum Resonanzkörper – ein Ort, an dem Improvisation, Geschichte und Gegenwart unmittelbar aufeinandertreffen.