Wissenschaftler an raumfüllenden «Elektronengehirnen», Technikfreaks, die es sich mit einer Tasse Kaffee vor dem Commodore PET 2001 gemütlich machen, Einsame beim Onlineflirt: Sie alle begegnen uns gegenwärtig im Ringier Bildarchiv.
Stadtmuseum Aarau | Menschen und Computer
- Publiziert am 17. April 2019
Computer – Nichts für Amateure
Während wir heute mit dem Smartphone fast alle ein Mobiltelefon mit umfangreichen Computerfunktionen auf uns tragen, bezweifelten viele Hersteller von Grosscomputern und Experten noch in den 1970er-Jahren das Potential für die private Nutzung und fragen sich, was Amateure mit dem Computer anfangen sollen, sobald ihnen die Lust am digitalen Spielen vergangen ist. Fotografien im Ringier Bildarchiv aus 40 Jahren dokumentieren hingegen den umfassenden Einzug der Welt in den digitalen Raum und den Wandel des Computers von einer Rechenmaschine für die Wissenschaft und die Grossindustrie zu einem universalen Medium, das die gesellschaftliche Lebenswelt durchdringt.
Raumfüllende Elektrogehirne
In den 1950er- und 1960er-Jahren fokussieren die Pressebilder noch auf den raumfüllenden Maschinenpark der neuartigen «Elektronengehirne», die Menschen sind nur Statisten. Spätestens in den 1980er-Jahren, als der Computer im Alltagsleben an Bedeutung gewinnt, rücken – zusammen mit den erweiterten Anwendungsmöglichkeiten – auch die sich diversifizierenden Nutzerinnen und Nutzer ins Pressebild, die aus Neugierde oder Zwang lernen, die Kommandozeile mit Befehlen zu füttern: Schülerinnen und Schüler, Selbständige, Hausfrauen, kaufmännische Angestellte und Direktoren besuchen sogenannte Computercamps, Feriengäste sammeln im Informatikraum des Club Méditerranée auf Sizilien erste Erfahrungen und in den Homestorys für die Illustrierten aus dem Hause Ringier posieren die Promis bald selbstverständlich vor dem Bildschirm.
Analoges Ende
Die jüngsten Fotografien in der Bilderschau stammen aus den späten 1990er-Jahren, als die Verbreitung des World Wide Web und mobile, multimediale Geräte endgültig den Siegeszug des Computers einläuten. Das Panorama endet hier nicht zufällig, denn auch die Fotografie wird digitalisiert und in der Folge beendet der Medienkonzern Ringier um das Jahr 2000 die Bewirtschaftung seines analogen Bildarchivs, das 2009 in die Bestände des Staatsarchivs AG übergeht.
Videogames und virtuelle Welten
Während die aktuelle Wechselausstellung «Play» im Stadtmuseum Aarau dem digitalen Spielen in der Gegenwart gewidmet ist, ermöglicht die Kooperation mit dem Ringier Bildarchiv (im Bestand des Staatsarchiv AG) einen Blick zurück in die Vorgeschichte: Die Bandbreite an Begegnungen von Menschen mit Computern in 40 Jahren erinnern an Momente in der Technik- und Kulturgeschichte der Digitalisierung, in deren Zuge Videogames erst möglich wurden. In dieses breite Panorama der Bilderschau eingebettet, sind auch Szenen zum Thema Games und mit dem Computer erzeugte virtuelle Realitäten klingen bereits an.