Daniel Wetzel von Rimini Protokoll hat in Athen mit jungen Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak das interaktive Hörstück «Evros Walk Water» erarbeitet: Entlang von John Cage’s «Water Walk» erzählen die Jugendlichen von ihrer Flucht nach Europa und ihrem Alltag in Athen.
Gare du Nord Basel | Evros Walk Water | Rimini Protokoll
Zum Sprechen gebracht
Evros heisst der Fluss, der Griechenland und die Türkei trennt – eine Demarkationslinie der Festung Europa. Seit der passierbare Abschnitt des Evros 2012 durch Grenzanlagen weitgehend abgeriegelt wurde, bleibt Flüchtlingen nur der weitaus teurere und gefährlichere Weg in Booten von der türkischen Küste aus zu Inseln in der Ägäis. In einem kleinen Haus im Zentrum Athens ist Raum für fünfzehn Jugendliche, die Fussmärsche aus dem Irak, Afghanistan, Syrien, die Bootsfahrt nach Griechenland und folterähnliche Zustände in den griechischen Internierungslagern überlebt haben. Zur Zeit gehen sie in die Schule, ihre ersten Freundinnen und Computerspiele beschäftigen sie. Über ihre traumatischen Erlebnisse sprechen sie untereinander nicht. Doch Daniel Wetzel hat sie zum Sprechen gebracht. Er hat mit den Jugendlichen ein Bühnenbild und ein Hörstück erarbeitet, bei dem sechsmal eine dreiminütige Version von «Water Walk» aufgeführt wird. Da die Jugendlichen aufgrund der Reisebestimmungen nicht auf der Bühne sein können, finden sich die Zuschauer auf der Bühne an deren Stelle, lauschen den Geschichten an einzelnen Hörstationen, an denen sich die «Instrumente» befinden, und führen dann die Anweisungen der Jungen aus, um das Konzert zum Klingen zu bringen. Spezielle Kopfhörer erlauben, den Klang, der im Raum entsteht, gleichermassen gut zu hören.