Glas ist glänzend und bunt. Seit Jahrtausenden fertigen Menschen daraus kostbare Dinge wie Schmuck, Dekorationen und filigranes Geschirr. Die Ausstellung «Faszination Glas» erzählt die Geschichte des Werkstoffs, von den ersten künstlichen Edelsteinen im Vorderen Orient bis zu den Sturzbechern des frühen Mittelalters. Funde aus dem Kanton Zug und zahlreiche Leihgaben aus dem In- und Ausland zeigen die facettenreiche Vielfalt der gläsernen Kunstwerke auf.
Faszination Glas – Verborgenen Schätze eines uralten Handwerks
- Publiziert am 8. Dezember 2025
Kulturgeschichte des Glases mit Schweizer Blick
Glas zählt zu den ältesten vom Menschen hergestellten Werkstoffen: Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. entstanden im Vorderen Orient erste glasähnliche Objekte – luxuriös, selten, Statussymbol einer Elite. Die grosse Wende kam im 1. Jh. v. Chr., als mit der Technik des Glasblasens Glas preislich und technisch für viele verfügbar wurde. Damit begann die Verbreitung von Glasgefässen, Fenstern und Schmuck — und Glas wurde vom Luxusgut zum Alltagsbegleiter.
Auch in Schweiz finden sich Zeugnisse dieser Entwicklung: In römischen Siedlungen wie Aventicum oder Augusta Raurica betrieben Handwerker Glashütten — sie bearbeiteten importiertes Rohglas, liessen es schmelzen und fertigten daraus qualitativ hochwertige Gefässe, Fensterglas und Schmuck.
Im Mittelalter war Glas hierzulande selten und meist importiert; erst mit dem Aufblühen der Glasproduktion in der Neuzeit gewann Glas wieder an Bedeutung. Ein leuchtendes Beispiel für die Schweizer Glasgeschichte bis heute ist die Glasi Hergiswil: Gegründet 1817 von den Brüdern Siegwart, überstand sie Krisen und Automatisierung und bleibt bis heute die einzige Glasmanufaktur der Schweiz, in der Glas vollständig von Hand gefertigt wird. Besucher:innen können live beobachten, wie Werkstücke aus der glühenden Masse entstehen – und damit eine Handwerkstradition erleben, die Jahrhunderte überdauert hat.
So spannt sich der Bogen: Vom frühen Luxus- und Symbolgut, über römische Innovation und mittelalterliche Importware hin zur handwerklich-modernen Glasmanufaktur — Glas bleibt ein Material, das Technik, Kultur und Alltag verbindet.

Von Zauberkugeln und Armringen – die ersten 3000 Jahre Glas
Die Geschichte des Glases beginnt im Nahen Osten und in Ägypten, wo bei der Metallverarbeitung zufällig glasähnliche Stoffe entstehen. Früh werden daraus Schmuck, Gefässe und Wandkacheln gefertigt. Auch die ältesten Zuger Funde bestehen aus einer frühen Glasart, der Quarzkeramik: Schmuckperlen, die vor rund 3500 Jahren in die Pfahlbausiedlung Cham-Bachgraben gelangen. In der Bronzezeit folgen blau-weisse Glasperlen aus norditalischen Werkstätten, kombiniert mit Bernstein von der Ostsee. Prächtige Armringe der Eisenzeit – farbstark und handwerklich bis heute rätselhaft – zeigen das exzellente Können der Glasherstellung. Einen Höhepunkt markiert die römische Epoche: Die Erfindung des Glasblasens macht Glasgefässe für viele erschwinglich, gleichzeitig entstehen Luxusobjekte mit kunstvollen Verzierungen. Herausragende Becher, Spielsteine und kostbare Grabbeigaben aus der Schweiz und aus dem Rheinland dokumentieren Vielfalt, Technik und Status des Glases in jener Zeit.
Deine eigene Glasperlenkette
Die Ausstellung im Museum für Urgeschichte(n) macht Glas auf spielerische Weise begreifbar – für Kinder ebenso wie für Erwachsene. Ein frühmittelalterlicher Perlenkragen kann anprobiert werden, ein Geschicklichkeitsspiel zeigt den langen Handelsweg der Perlen bis an den Zugersee. Ein Rätsel mit Bruchstücken von Glasgefässen vermittelt, wie Archäolog:innen Funde bestimmen. Glaskobold Glitzertoni lädt Familien zur Perlenjagd ein: Wer seine kniffligen Aufgaben löst, erhält Perlen für eine eigene Kette. In seiner «Glitzerhöhle» auf der Kindergalerie warten funkelnde Entdeckungen und Abenteuergeschichten – ein sinnliches Eintauchen in 4000 Jahre Glasgeschichte.