Im Herbst 2023 wurde der umfassende Umbau abgeschlossen. Mit sorgfältigen und respektvollen Interventionen am und im denkmalgeschützten Haus wurde das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert in die Gegenwart geführt. In diesem Sommer wurde nun auch die neue Kernausstellung eröffnet. Das neu ausgerichtete Ausstellungshaus mit starkem Gegenwartsbezug gewinnt im Schatten der aktuellen Weltlage fatalerweise an Bedeutung.
Das Museum Henry Dunant erscheint in neuem Glanz
Das Museum Henry Dunant umkreist als weltweit einziges Museum das Leben und Wirken des visionären Initianten des Internationalen Roten Kreuzes und der Genfer Konventionen. Henry Dunant (1828–1910) verbrachte die letzten 18 Lebensjahre in Heiden. Das Appenzeller Dorf mit seiner klassizistischen Architektur war damals ein international bekannter Kurort. Hier hat er seine Memoiren verfasst. Auf 800 m. ü. Meer, mit Blick auf den Bodensee und über Grenzen hinweg hat er seine Ideen für eine friedlichere Welt und einen Internationalen Gerichtshof weiterentwickelt. In Heiden hat er 1901 die Mitteilung erhalten, dass er als Erster mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werde. Das ihm gewidmete Museum ist im Gebäude untergebracht, in welchem Dunant als zurückgezogener Pensionär bis zu seinem Tod am 30. Oktober 1910 gelebt hatte.
Solidarität und Menschlichkeit
Bewaffnete Konflikte sind auch in Europa wieder an der Tagesordnung und das Völkerrecht wird mit Füssen getreten – die humanitären Grundwerte stehen auf dem Spiel. Der richtige Augenblick also, sich die humanitären Errungenschaften aus dem 19. Jahrhundert ins Gedächtnis zu rufen. Das Museum, untergebracht im Gebäude, wo Henry Dunant die letzten 18 Jahre gelebt hatte, richtet den Blick nicht allein in die Vergangenheit. Es diskutiert die humanitären Werte im Kontext der Gegenwart. Die Besucher:innen sind eingeladen, über Krieg oder Frieden, Solidarität und Menschlichkeit nachzudenken.
Wer war Henry Dunant?
Der wirkungsmächtige Schweizer (1828-1910) ist der Nachwelt als Initiator des Roten Kreuzes bekannt. Dieser Erfolg ist jedoch nicht der Höhepunkt einer gradlinigen Karriere. Sein Lebenslauf ist geprägt von Irrwegen, von Brüchen und Krisen. Welche Erlebnisse, Ereignisse und Menschen haben Henry Dunant geprägt? Und weshalb ist Dunant heute noch aktuell? Die neue Kernausstellung begleitet Dunant entlang von vier thematischen Räumen durch seine Hochs und Tiefs.
Dunant kritisch betrachtet
Die Kernausstellung schlägt auch problematische Lebenskapitel Dunants auf und baut Brücken ins Hier und Jetzt. Beispielsweise schmiedete der bibeltreue Gläubige neben seinen kolonialen Unternehmungen in Algerien auch Besiedlungspläne für Palästina. Inwiefern spielen christlich-koloniale Überzeugungen, wie Dunant sie vertrat, eine Rolle für die Entstehung des Israel-Palästina-Konflikts?
(Textgrundlage: Museum Henry Dunant)