Seit geraumer Zeit herrscht eine «Erklärungskrise» in europäischen Museen. Im Hinblick auf ihr koloniales Erbe und andere museumsethische Fragen, wie etwa das Thema der «Human Remains», weden auch kleine Institutionen nicht ausgelassen. Auch das Museum Heiden stellt sich einer kritischen Betrachtung, denn das Museum besitzt eine umfassende ethnografische Sammlung aus «Niederländisch-Indien» im 19. Jahrhundert.
Das Museum Heiden hinterfragt sein ungewöhnlich umfangreiches koloniales Erbe
Eine Ausstellung zur Museumsgeschichte zwischen lokalem Sammlungsenthusiasmus und dem «europäischen Projekt» des Kolonialismus.
Ein Museum im Museum
Eine Besonderheit des Museums Heiden ist die Naturhistorische Sammlung aus dem 19. Jahrhundert, sie ist relativ exklusiv und erstaunlich umfassend für ein ‹provinzielles› Ortsmuseum. Nun hat die Institution die historische Ausstellung zurückgebaut auf den Originalzustand von 1952, als sie mit hohen Ambitionen im neuen ‹Postgebäude› am Kirchplatz eröffnet wurde. Damit ist diese Abteilung ein veritables ‹Museum im Museum›. Und sie offenbart eine Entdeckung: Der Tierpräparator der Heidener Sammlung war Ernst Heinrich Zollikofer – seines Zeichens ein Pionier der ‹Dermoplastik› und ein europäisch führender Fachmann. Das Museum Heiden hat seine ethnografische Sammlung aus dem 19. Jahrhundert in der Buchpublikation «Ferne Welten – fremde Schätze» (edition clandestin 2020) aufgearbeitet.
Kontroverses Alleinstellungsmerkmal
Ein Experte auf dem Gebiet historischer Naturmuseen bescheinig dem Museum Heiden eine besondere Originalität, es gäbe keine vergleichbare Institution aus der Mitte des 20. Jahrhunderts in der Schweiz. An anderen Orten wuden ähnliche Sammlungsbestände längst erneuert, renoviert,
modernisiert, oder entsorgt. Heiden hat hiermit ein kontroverses Alleinstellungsmerkmal. Die Ausstellung «Das Krokodil von Heiden» versucht sich aber auch an einer aktuellen Kontextualisierung. Die Entwicklung der Museen «von der Wunderkammer zum Museum» zeigt einen direkten Zusammenhang mit dem «europäischen Projekt» des Kolonialismus und der vollständigen Musealisierung der Welt. In diesem Kontext steht auch das Museum Heiden.