Am 9. Mai 1945 endete in Europa der Zweite Weltkrieg. Die Carl und Margrit Roesch-Stiftung und das Museum kunst + wissen nahmen den Jahrestag zum Anlass, um mit einer Lesung aus den Tagebüchern des Künstlers Carl Roesch in seinem Atelier in Diessenhofen auf die Kriegszeit zurückzublicken. Die intime Kennerin von dessen Leben und Werk, Dr. Tildy Hanhart, lass Passagen aus seinen Aufzeichnungen aus den Kriegsjahren.
Alltag an der Grenze vor 80 Jahren
- Publiziert am 29. April 2025
Aus den Tagebüchern von Carl Roesch
Die für die Lesung ausgewählten Texte vergegenwärtigen den Alltag an der Grenze zu Deutschland in der ungewissen, spannungsgeladenen Zeit. Als «Leben auf dem Vulkan» beschreibt Roesch die explosive Situation. Es geschehen Ereignisse und Veränderungen, die undenkbar waren, losgetreten von Adolf Hitler und seiner Gefolgschaft. Die Schweiz wappnet sich. Die Grenze wird militärisch kontrolliert. Für Roesch stellen sich grundsätzliche Fragen an sein Schaffen als Künstler und an die Bedeutung der Kunst in dieser gefahrvollen Situation. Er findet eine klare Antwort: «Kulturelle Dinge müssen gepflegt werden der Barbarei zum Trotz.» Wichtig sind ihm dabei Kontakte und Gespräche mit Anderen, darunter besonders mit dem legendären Schaffhauser Stadtpräsidenten Walther Bringolf. Nach fünf Jahren Krieg mit ungeheuerlich vielen Toten und Zerstörungen kapituliert die deutsche Wehrmacht im 1945 bedingungslos. Das Kriegsende tritt am 9. Mai 00:00 Uhr 1945 in Kraft, zufällig am 61. Geburtstag von Carl Roesch. Wie wird es weitergehen? Diese bange Frage stellt sich auch der Künstler.
Das Atelier als Ort der Begegnung
Ab 1930 errichteten Carl und Margrit Roesch vor den Stadtmauern von Diessenhofen ein neues Atelier im Stil des Neuen Bauens. Zwei Jahre später kam ein Wohnhaus dazu. Dieser Gebäudekomplex ist weitgehend im Originalzustand erhalten. Die Carl und Margrit Roesch-Stiftung organisiert an diesem besonderen Ort pro Jahr drei bis vier Veranstaltungen. Diese öffentlichen Anlässe bieten eine gute Gelegenheit, einen Einblick ins Atelier und die Lebenswelt von Carl und Margrit Roesch-Tanner zu erhalten.