Sie war die erste Presseagentin für Kultur in der Schweiz. Sie sammelt Kunst und Autographen und war ein treues und engagiertes Mitglied in unserem Patronatskomitee. Prominente lobten Binde, so Peter Ustinov als «ruhige Fanatikerin des geschriebenen Wortes»; Siegfried Lenz erklärte, ohne den Beistand von Ruth Binde könne man «in der Schweiz nicht heimisch werden». Ruth Binde ist am 22. Mai 2025 in Zürich verstorben. arttv.ch wird sie in bester Erinnerung behalten.
Zum Tode von Ruth Binde
Ruhige Fanatikerin des geschriebenen Wortes
Als junges Mädchen träumte Ruth Binde, 1932 in Bern geboren, von einer Karriere als Schauspielerin. Es kam anders: Nach dem Abbruch des Gymnasiums, einem halben Jahr Bühnenstudio in Zürich und einem Zwischenjahr in London absolvierte die Tochter des Politikers und Publizisten Fritz Schwarz (siehe dazu den arttv Videobeutrag) eine Buchhändlerinnenlehre. Im Sommer 1957 meldete sie sich auf das Inserat eines winzigen Zürcher Verlags, der eine »gute Sekretärin« suchte, bekam die Stelle und unterstützte den Verleger Daniel Keel während fünfzehn Jahren beim Aufbau seines Diogenes Verlags. Die ersten drei Jahre war sie die einzige Mitarbeiterin und als solche »Mädchen für alles«. 1972 machte sich die alleinerziehende Mutter eines elfjährigen Sohnes mit einer Presse- und PR-Agentur für kulturelle Mandate selbständig, damals ein Novum, und setzte sich während Jahrzehnten beharrlich und unbeirrt für Bücher und Kulturereignisse ein. Sie rückte Siegfried Lenz und Luise Rinser ebenso ins rechte Licht wie den Kabarettisten Emil Steinberger oder die Inszenierung von Paul Burkhards »Die kleine Niederdorfoper« mit Ruedi Walter. 1985 rief sie das legendäre Bernhard-Littéraire ins Leben, eine Gesprächsreihe mit Autorinnen und Autoren, die noch heute unter dem Namen Züri Littéraire weitergeführt wird. Prominente lobten Binde, so Peter Ustinov als «ruhige Fanatikerin des geschriebenen Wortes»; Siegfried Lenz erklärte, ohne den Beistand von Ruth Binde könne man «in der Schweiz nicht heimisch werden». Jean Ziegler gab seiner Bewunderung Ausdruck «für ihren Mut, ihren geduldigen Kampf für Vernunft, Gerechtigkeit und die schweizerische Literatur». 1998 erhielt sie die Goldene Ehrenmedaille des Zürcher Regierungsrates für kulturelle Verdienste. 2017 erfolgte die Ehrung durch den Quartierverein Hottingen mit dem Goldenen Kleeblatt. 2018 erhielt sie den Stadttaler der Stadt Zürich. Ihre Autographensammlung befindet sich seit 2012 im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern. Legendär waren ihre Empfänge in ihrem Büro wo sich tout Zürich traf und mit Käseküchlein eingedeckt wurde. Ruth Binde ist am 22. Mai 2025 in Zürich verstorben.