Die Stadt Zürich will das Literaturmuseum Strauhof schliessen und wird überrascht von mehr als 5000 Menschen, die sich vehement dagegen wehren. Darunter auch Grössen wie Klaus Merz und Franz Hohler. Impressionen der Übergabe.
Literaturmuseum Strauhof Zürich | Petitionsübergabe
Einzigartiges Literaturmuseum
Das städtische Museum Strauhof als einziges Literaturmuseum der Schweiz gilt in Fachkreisen weltweit als wichtige kulturelle Institution. Seit gut 20 Jahren werden die Werke schweizerischer und internationaler Autorinnen und Autoren sowie autorenübergreifende literarische Themen museal aufgearbeitet. Als Ergänzung zum Museumsbetrieb existiert seit drei Jahren ein Angebot zur Literaturvermittlung in Form von Workshops für Schulklassen verschiedener Stufen und Richtungen. Die vielfältigen Ausstellungen (siehe art-tv Berichte) sind nicht nur bei einem Zürcher Stammpublikum beliebt, sondern ziehen Literaturinteressierte bis weit über die Schweizer Grenzen hinaus an.
Schreibwerkstatt kein Ersatz
Der Entscheid der Stadt zur Schliessung des Strauhofs hat fast 5000 Einsprachen nach sich gezogen. Gemäss den Unterzeichnern der Petition gehe damit ein Ort verloren, an dem Literatur auf originelle Weise einem breiten Publikum vermittelt wird und welcher die Neugier auf Weltliteratur zu wecken vermag. Das Thema «Literaturausstellungen» werde in Deutschland an den Universitäten breit erforscht. Mit der Schliessung des Strauhofs vergäbe sich die Schweiz somit auch die Chance, bei dieser europäischen Entwicklung mitzuwirken, was einer zunehmenden Provinzialisierung des kulturellen Lebens der Stadt gleichkommt. Die anstelle des Literaturmuseums nun geplante Schreibwerkstatt werde bereits mehrfach an den Schulen erfolgreich durchgeführt. Es gäbe keinen Grund, diese nun in die Räumlichkeiten des Strauhofs zu verlegen, zumal eine Schreibwerkstatt etwas ganz anderes als ein Literaturmuseum sei und ein solches nicht ersetzen könne.
Petition unterzeichen
Die Initianten forderten in einer orchestrierten Petionsübergabe die Stadtpräsidentin und die Kulturdirektion der Stadt Zürich auf, ihren Entscheid, das Literaturmuseum Strauhof zu schliessen, zu überdenken und diese einzigartige Institution, die 2015 ihr 25. Jubiläum feiern könnte, zu erhalten. Das Literaturmuseum soll weiterhin bewährter Teil eines kulturell lebendigen Zürichs sein. Um ihrer Ansicht genügend Gewicht zu verschaffen, wurde eigens eine Website geschaffen, auf der die Petition weiterhin unterzeichnet werden kann. (Siehe Link unten)
art-tv Kommentar
Schön, dass sich so viele Kulturmenschen für den Strauhof einsetzen, denn die Begründung zur Schliessung ist nicht nachvollziehbar. Jugendschreibwerkstätten kann man in jedem Schulhaus oder GZ abhalten. Und trotzdem: Schlecht ist es nicht, dass sich Kulturdirektor Peter Haerle und Stadtpräsidentin Corine Mauch zu bestehenden Kulturinstitutionen Gedanken machen. Nur weil etwas schon lange besteht, muss es nicht zwingend gut oder zeitgemäss sein. Insofern Chapeau vor Haerle und Mauch, denn Hinterfragen braucht Mut. Abnicken und Dinge beim Alten zu belassen, wäre einfacher. Mit dem Strauhof erwischt es nun aber wohl gerade den falschen, vielleicht auch den schwächsten Player im städtischen Kulturzirkus. Zu viele gute und einzigartige Ausstellungen waren dort zu sehen. Wenn die Literaturfreunde jetzt Stärke und Entschlossenheit demonstrieren, dann ist das in erster Linie erfreulich und in dieser Intensität erfrischend. Der Strauhof lebt und bebt – wer hätte das gedacht!
Felix Schenker, art-tv.ch