Gezeigt werden in einer vielseitigen Werkschau 22 Arbeiten aus dem Schaffen Baillys, darunter Ölgemälde, Arbeiten auf Papier und ihre lang unterschätzten «tableaux-laine». Ihre Werke bewegen sich zwischen Abstraktion und gegenständlicher Darstellung und sind von kubistischen und futuristischen Einflüssen geprägt. Bailly galt als eine der modernsten Künstlerinnen ihrer Zeit, lehnte geschlechtsspezifische Abgrenzung ab und setzte sich über traditionelle Rollenbilder hinweg.
Wollbilder als Meilensteine der Schweizer Moderne
- Publiziert am 31. Oktober 2025
Das Kunsthaus Zürich widmet der Genfer Künstlerin Alice Bailly (1872–1938) zwei Ausstellungsräume.
Alice Bailly (1872–1938) wurde in Genf geboren, wo sie die École des Beaux-Arts besuchte. Prägende künstlerische Aufenthalte führten sie ins Wallis, nach Paris und in die Bretagne. In Paris knüpfte sie Kontakte zu Künstlern wie Cuno Amiet, Sonia Delaunay, Raoul Dufy und Marie Laurencin. Dreimal erhielt sie ein eidgenössisches Kunststipendium. 1907 inspirierte sie die Bretagne zu den «Scènes bretonnes». Nach Jahren des Pendelns zwischen Paris und Genf liess sie sich 1923 in Lausanne nieder, wo sie bis zu ihrem Tod 1938 lebte.
Ihre Werke wurden bereits zu Lebzeiten im Kunsthaus Zürich ausgestellt.

Zwischen Paris und Genf
Während Baillys Wollbilder heute als Meilenstein gelten, wurden sie zu ihren Lebzeiten oft als handwerkliche Experimente abgetan. Die Künstlerin selbst war von ihrer Bedeutung überzeugt und sah sie als ebenbürtig mit der Ölmalerei. Die einzigartige taktile Qualität der Wolle verlieh den Werken eine besondere Wirkung und trug zur Entwicklung einer modernen Bildsprache bei. Baillys Stil entwickelte sich in engem Austausch mit der Avantgarde in der Schweiz und in Frankreich. Ab 1906 in Paris, wurde sie vom Fauvismus beeinflusst. Später hinterliess auch der Futurismus in ihren Werken Spuren. Nach der Rückkehr nach Genf im Jahr 1914 entstanden die ersten Wollbilder unter dem Eindruck der Dada-Bewegung. 1936 erhielt sie den Auftrag, acht grosse Wandgemälde für das Foyer des Théâtre de Lausanne zu malen. Diese monumentale Aufgabe führte zu Erschöpfung. Gut möglich dass diese zu ihrer Tuberkuloseerkrankung und ihrem Tod 1938 beitrug.


Bildlegenden:
1. Alice Bailly, Les rythmiciennes, 1918–1919 | Wollbild. Wolle, Seide, aufgeklebtes Papier und Tinte auf Leinwand, 82 × 66,5 cm | Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne. Don du Comité de la Fondation Alice Bailly, 1957 | Foto: Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne
2. Alice Bailly, Rade de Genève ou Vol de mouettes, 1915 | Öl auf Papier, aufgezogen auf Leinwand, 60,5 × 80,3 cm | Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne. Acquisition, 1988. Foto: Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne
3. Alice Bailly, Jeu d‘éventail ou Femme à l‘éventail. Portrait de Louisa Bally, soeur de l‘artiste, 1913 | Öl auf Leinwand, 92 × 73 cm | Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne. | Acquisition, 1997. Foto: Musée cantonal desBeaux-Arts de Lausanne