Auf der Suche nach Schönheit ist Walter Pfeiffers (*1946) Arbeit zeitlos und fernab klischeehafter Ideale. Typisch für seine Kunst sind kleine Makel, grelles Blitzlicht, nackte Körper, kräftige Farben und intensive Blicke. Mit «Sincerely, Walter Pfeiffer» zeigt das Kunstmuseum Luzern eine umfassende Retrospektive des Schweizer Künstlers und präsentiert Werke von den frühen 1970er-Jahren bis heute. Parallel dazu kann man in die queere Welt von Zanele Muholi eintauchen.
Walter Pfeiffers spielerisch vergnügliche Bildwelt im Kunstmuseum Luzern
Eine Person mit vier Beinen, durch ein Champagnerglas vergrösserte Augen oder ein Bouquet roter Tulpen.
Zur Ausstellung entsteht die Videoinstallation «Bei dir war es immer so schön» (2023), die Filmaufnahmen aus den letzten Jahren zusammenbringt. In Kooperation mit Edition Patrick Frey erscheint die Publikation «Chez Walti 2000-2020». Sie vereint Walter Pfeiffers künstlerisches Werk der letzten 20 Jahre in einem umfangreichen Bildband.
Rebellische Schwulenszene
Walter Pfeiffers Bilder lassen sich nicht in Schubladen stecken: Seine Porträts rebellischer Jugendlicher der Zürcher Schwulenszene oder dynamisch drapierte Stillleben scheinen dem Alltag entrissen. Doch die Posen der Modelle, die Arrangements der Objekte oder der Ausschnitt einer Landschaft sind nicht zufällig: Walter Pfeiffer inszeniert seine Motive wie Theaterstücke und lässt das Ergebnis so leicht wie ein Schnappschuss wirken. Seine Bilder zeigen keine vollendete Schönheit und tragen den revolutionären Geist der Gegenkultur der 1970er-Jahre in sich. Freunde und Liebhaber gehen bei ihm ein und aus, um sich fotografieren zu lassen. Die Modelle entziehen sich klassischen Idealen von männlich und weiblich. Vielmehr geht es Walter Pfeiffer um eine lustvolle Spielerei im Moment des Fotografierens.
Zwischen Mode und Kunst
Die Werkgruppe Carlo Joh (1973) zeigt den jungen Mann im Verlauf eines Jahres und vermittelt dem Publikum einen intimen Einblick in sich verändernde Identität. Die Reihe gehört zu den Highlights der legendärer Ausstellung Transformer. Aspekte der Travestie, die 1974 im
Kunstmuseum Luzern zu sehen war. Unter dem Titel Die Augen, die Gedanken, unentwegt wandernd entstehen von 1980 bis 1986 Porträts junger Männer. Ihre verspielte Erotik und Leichtigkeit finden sich auch in anderen Werken wieder. Walter Pfeiffers changiert spielerisch zwischen Modefotografie und bildender Kunst. Mit viel Liebe zum Detail kommen die gewählten Requisiten zum Einsatz und finden sich nahezu selbstverständlich in seinen Fotografien. Walter Pfeiffer gelingt es dadurch eine eigene Bildsprache zu entwickeln, dank derer er unter anderem die angesagtesten internationalen Modezeitschriften mit seinen Fotostrecken beliefert. Sein vielfältiges Interesse für unterschiedliche Medien fusst auf seinen Erfahrungen als Grafiker und Schaufensterdekorateur. So zeigt die Ausstellung Sincerely, Walter Pfeiffer nebst seiner Foto- und Videoarbeiten auch Zeichnungen und Malereien.