In seiner aktuellen Ausstellung «Hoisted from the Pit» setzt sich Tony Oursler mit Fake News und Verschwörungstheorien auseinander, basierend auf einem wissenschaftlichen Skandal aus den 1960er-Jahren. Der 1957 in New York geborene Künstler ist ein Pionier der Videokunst und entwickelt seit den 1980er-Jahren immersive Installationen, die Video von der Fläche befreien und neue Räume schaffen. Seine Werke verbinden Popkultur, Massenmedien und Psychologie.
Tony Oursler und die Geschichte des Cardiff Giants
- Publiziert am 13. Mai 2025
Die multimediale Installation des renommierten Videokünstlers im Kunst Museum Winterthur beschäftigt sich mit Fake News und Fälschungen.
Der Fake-Riese von Cardiff
Die Ausstellung thematisiert Fake News, Verschwörungstheorien und Manipulation anhand der historischen Figur des Cardiff Giant, einer der bekanntesten wissenschaftlichen Fälschungen Nordamerikas. 1868 liess der Betrüger George Hull eine über drei Meter grosse Steinfigur anfertigen und auf einer Farm in Cardiff, New York, vergraben, um sie später als «versteinerten Riesen» zu präsentieren. Sein Ziel war es, den Glauben an biblische Riesen auszunutzen und mit dem vermeintlichen Sensationsfund finanziellen Gewinn zu machen. Obwohl die Figur bald als Fälschung entlarvt wurde, löste sie eine breite mediale Debatte aus und regte selbst Wissenschaftler zu Spekulationen an. Oursler greift diese unglaubliche (Erfolgs-)Geschichte auf, um Parallelen zur heutigen Flut an Fake News, manipulativer Kommunikation und damit verbundenen Geschäftspraktiken zu ziehen.
Was ist noch wahr?
In sechs Räumen inszeniert Tony Oursler eine multimediale Installation. Die Filme, die Elemente der sozialen Medien aufgreifen und zum Teil mit künstlicher Intelligenz produziert wurden, nehmen die Form von Re-Enactments und Dokumentarfilmen an und erzählen in Kombination mit Objekten eine Geschichte über Authentizität, Realitätswahrnehmung und Medienskepsis. Die Vermischung von wissenschaftlichen Fakten, gezieltem Schwindel und Verführung der Massen ist uns inzwischen nur allzu vertraut: Fake News und Verschwörungstheorien sind allgegenwärtig und die Rolle der (sozialen) Medien ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg zwielichtiger Narrative. Die Ausstellung thematisiert die zunehmende Komplexität, mit der heute Informationen produziert, verbreitet und wahrgenommen werden.
(Textgrundlage: Kunst Museum Winterthur)