Das Stadtmuseum Aarau organisiert einen Austausch mit Fotografinnen und Fotografen aus Aarau und Umgebung zum Thema Corona-Zeitbilder. Zu Cornelius Fischer, der seine Drohnenaufnahmen im Stadtmuseum ausstellt, kommt nun eine weitere Schau zweier Aarauer Fotografen hinzu. Die Ausstellung der Arbeiten von Timo Orubolo und Werner Erne ist eine Fortsetzung der Auseinandersetzung des Stadtmuseum Aarau mit fotografischen Herangehensweisen an den Lockdown.
Stadtmuseum Aarau | Der Lockdown im Bild
- Publiziert am 27. Juli 2020
Homeoffice – dem Lockdown ein Gesicht geben
Begegnungen sind zentral im Arbeitsalltag des Fotografen Timo Orubolo. Mit einem Sensorium für Menschen und Stimmungen wählt er für seine Kundinnen und Kunden passende Bildsprachen. Der Lockdown seit Mitte März schränkte ihn als Portrait-Fotograf jedoch stark ein, bot aber auch Raum für Gedanken und freie Projekte. Orubolo brach schliesslich aus der eigenen Isolation aus und fand mit einem besonderen Konzept einen Weg, seinen neuen Nachbarinnen und Nachbarn als frisch von Basel Zugezogener trotz Distanz sehr nahe zu kommen: Ausgerüstet mit einer ausziehbaren Leiter und seiner Kamera portraitierte er Menschen in ihren improvisierten Heimbüros durch die Fenster ihrer Wohnungen im Erdgeschoss oder dem ersten Stock. Als der Lockdown begann war er für viele von uns das erste Erlebnis dieser Art und somit schwer zu fassen. Diese eigenartige Stimmung vermitteln auch die Blicke aus dem Fenster. Sie sind fragend, besorgt, entrückt aber auch gefasst und gelöst. So verweisen die Aufnahmen auf Entwicklungen, die in uns allen vorgehen. Bis Ende April, als die Lockerungen absehbar wurden, entstanden 30 Portraits, die dem Lockdown ein Gesicht geben. Das Stadtmuseum Aarau zeigt eine Auswahl aus Aarau, Suhr und Buchs.
Die Welt aus meiner Stube
«Man kann die Welt kennen, ohne je sein Haus zu verlassen» – was Laotse vor mehr als 2000 Jahren geschrieben hat, nahm sich Werner Erne zu Herzen, als er aus seiner Stube hinaus aus dem Fenster blickte. Mit seiner Kamera dokumentierte er während dem Lockdown, wie das Licht- und Schattenspiel in den leeren Gassen kontinuierlich von der Geometrie der Sonnenschirme, Restauranttische und Menschen überschrieben wurde und das gesellige Leben unter seinem Fenster zurückgekehrte. Die direkte Abfolge dieser Bilder lässt uns fragen, für wie lange die zurückgewonnene Freiheit hält, bis sich die Reihenfolge womöglich wieder umkehrt und wiederum nur die Lichtreflexionen auf den Pflastersteinen verbleiben.
Als Ergänzung zu dieser Momentaufnahme zeigt das Stadtmuseum eine zweite Serie von Erne, die über die letzten zehn Jahren ebenfalls aus seiner Stube heraus entstanden ist. Mit seinem geschulten Auge für das Zusammenspiel von Flächen, Linien und Strukturen rückt er die Geometrie und die formale Klarheit der Dachlandschaften in den Fokus. Seine Fotografien zeugen davon, welche verborgene Poesie im Alltäglichen steckt und wie genaues Hinschauen diese sichtbar macht.