Walser und Frank entfalten in ihren Werken eine besondere Atmosphäre, die das Dargestellte poetisch entrückt und verfremdet.
Robert Walser Zentrum | Robert Frank
Unveröffentlichte Bilder
Die Ausstellung wurde von Robert Frank in Zusammenarbeit mit Reto Sorg, dem Leiter des Robert Walser-Zentrums in Bern konzipiert. Sie spiegelt eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Werk Robert Walsers, dem Frank sich als Künstler verbunden fühlt und dessen Werk ihn seit Jahren begleitet. Da Robert Frank seit langem keine unbekannten und unveröffentlichten Bilder mehr zeigt, ist die Ausstellung im Robert Walser-Zentrum eine kleine Sensation. Frank versteht sie als Zeichen der Wertschätzung für einen Künstler, den er bewundert, und als Unterstützung für das Robert Walser-Zentrum, dessen Forschungs- und Vermittlungsarbeit ihm am Herzen liegen.
Ferne Nähe
Der Titel der Ausstellung «Ferne Nähe» bezeichnet nicht nur das Verhältnis der beiden Künstler, sondern ist auch das leitende ästhetische Prinzip, das ihrer künstlerischen Haltung zu Grunde liegt. Alle in der Berner Ausstellung gezeigten Fotografien thematisieren die Wahrnehmung und den Akt der Darstellung. Das breite Spektrum von Repräsentationen des Sehens und Gesehen-Werdens, das Franks Werk auszeichnet, korrespondiert mit Walsers literarisch gestaltetem Bewusstsein, für das der Blick auf die Dinge das Entscheidende ist. Frank und Walser sind durch Welten getrennt, doch darin entdeckt man eine überraschende, tiefe innere Verwandtschaft.
Für die Malerei sensibilisiert
Die Ausstellung markiert indirekt, aber sehr anschaulich die Bedeutung von Walsers Werk für die bildende Kunst. Robert Walser wurde durch seinen älteren Bruder Karl früh für die Malerei sensibilisiert. Sein Schreiben ist eine grosse Auseinandersetzung mit den Bedingungen der Wahrnehmung und den Fragen der Darstellung in einer bereits damals vom Medienwandel geprägten Welt. Nachdem Robert Walser 2011 an der Biennale in Venedig im spanischen Pavillon ein Thema war, finden aktuell in Chicago und Newcastle Ausstellungen statt, in denen Künstler wie Fischli/Weiss, Thomas Schütte und Rosemarie Trockel Werke zeigen, die «in the Spirit of Robert Walser» entstanden sind.