Früher stellte er sich als Gekreuzigten dar, heute zeigt Al Meier auf ein Minimum reduzierte Gesichter in 100 Variationen. arttv.ch besuchte den bildenden Künstler, der zu den Leuchttürmen der Innerschweizer und Zürcher Kunstszene gehört, in seinem Atelier in Richterswil.
Portrait | Al Meier
Zeichnung, Objekt, Malerei oder Installation? Al Meiers künstlerischer Prozess beginnt bei den Inhalten und findet von da aus zum geeigneten Material.
Kunst als Leidensweg
Eine Installation aus jungen Jahren zeigt Al Meier als Gekreuzigten, festgebunden an einer Staffelei. «Kunst zu schaffen ist nicht nur angenehm», sagt Al Meier. Als Künstler dazu verurteilt zu sein, Kunst zu schaffen, sei zuweilen auch ein Leidensweg. Das Werk entstand vor Jahren in New York im Rahmen eines Stipendienaufenthalts. Nach der Grundausbildung als Retoucheur kam Al Meier zur Kunst – und blieb über Jahrzehnte dabei. Als «Gnade» bezeichnet Al Meier, dass er sehr früh zur Kunst gestossen sei. Im Alter von 20 Jahren erhielt er das erste Bundesstipendium für Malerei.
Zentrale Themen
Jahre nach der inszenierten Kreuzigung, wird das Thema Religion für ihn nunwieder aktuell. In seinem Alterswerk – oder vielleicht auch ganz generell im Alter. Man müsse anerkennen, dass es etwas Übergeordnetes gebe, wenn nicht ein Gott in religiösem Sinne, so doch eine «Kraft», so Meier.
Langjährige Zyklen
Als typisch für seine Arbeitsweise bezeichnet er die Kombination aus Zyklen, die sich über Jahre erstrecken und kürzeren, aufarbeitenden Arbeiten. «Bedrängt von inhaltlichen und gestalterischen Auseinandersetzungen», wie er sagt, schuf Al Meier in seinem Atelier Zeichnungen, Gemälde, Objekte und Installationen. Sein jüngstes Werk: Eine Serie aus 100 stillisierten Gesichtern. Diese liess er auf T-Shirts drucken.
Raum für die Kunst
«Meine Arbeiten sind geprägt von der Suche nach Formen der Wahrhaftigkeit, dem Zeitlosen», sagt Al Meier.Für den Künstler ist der Raum eine Metapher. Dieser abstrakte, dunkle Raum, den man als Kunstraum definieren kann, ist «spürbar gefüllt mit Formen, Linien, Substraten, Gefühlen und Gedanken, die nur darauf warten, bis einfallendes Licht sie offenbart». Er besitze etwas Heiliges, Spirituelles, gleichsam einem Gefäss für Bewusstsein und Existenz.
Kunstmaler, Kurator, Kunstraum-Leiter
Nach der Lehre als Retoucheur besuchte Al Meier die Schule für experimentelles Gestalten (F+F) in Zürich und ist seit 1976 als selbständiger Kunstmaler, Kurator und Gestalter tätig. Studienaufenthalte führten ihn in die USA, nach Nordafrika, Italien und Deutschland. Von 1997 bis 2000 war er künstlerischer Leiter des Kunstraums Katzenstrick in Einsiedeln. Zurzeit lebt Al Meier im Kanton Schwyz.