Zu ihren Lebzeiten sprengte die Künstlerin und Autorin Annemarie von Matt mit ihrem künstlerisch-literarischen Werk die Grenzen der Konvention. Wie hochaktuell Annemarie von Matts Schaffen ist, wie ihre Fragestellungen und Arbeitsweisen bis heute nicht an Gültigkeit verloren haben, soll die Ausstellung «widerstehlich» zeigen. Acht zeitgenössische Künstlerinnen, Künstler und Autorinnen befassen sich mit dem Schaffen und Leben dieser Ausnahmekünstlerin.
Nidwaldner Museum | Winkelriedhaus | Annemarie von Matt - widerstehlich
Ein Dialog zwischen den Generationen, bei dem auf beiden Seiten die Aktualität, der Witz und Tiefgang nicht fehlt.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Kantonsbibliothek Nidwalden und soll im September 2020 im Centre culturel suisse in Paris gezeigt werden, co-kuratiert von Patrizia Keller, Nidwaldner Museum und Claire Hoffmann, Centre culturel suisse, Paris.
Mit Mathis Altmann (*1987), Sophie Jung (*1982), Judith Keller (*1985), Simone Lappert (*1985), Quinn Latimer (*1978), Céline Manz (*1981), Sam Porritt (*1979) und Manon Wertenbroek (*1991)
Facettenreiches Schaffen
Mit ihrem künstlerisch-literarischen Werk sprengte Annemarie von Matt zu ihren Lebzeiten die Grenzen der Konvention. Nach ersten gestalterischen Arbeiten in Form von Ölmalerei, Techniken der Volkskunst und religiös-ländlichen naiven Bildwelten, treten Malerei und Grafik in ihrem Schaffen in den Hintergrund.
Objektkunst und Zeichnung rücken ins Zentrum und gleichzeitig setzt ihr literarisches Schaffen ein. Stets wird dabei ihr Interesse für das Fragmentarische in der Kunst wie in der Sprache deutlich. Sie notiert Gedanken, schreibt Briefe und Gedichte, sammelt (alltägliche) Materialien für mögliche Kunstobjekte. Ihr Schaffen ist eng mit ihrer Autobiografie verknüpft, Leben und Kunstschaffen sind kaum voneinander zu trennen. Im Grunde «fiktionalisiert» sie ihr gesamtes Leben mittels Figuren, Zeichnungen, Skizzen, Briefen, Gedankennotizen und Zetteln mit Wortspielen und Aphorismen.
Generationen im Dialog
Die Ausstellung rückt das Werk von Annemarie von Matt in ein neues Licht und setzt es in Bezug zu Fragestellungen und Praktiken zeitgenössischer Kunst- und Literaturschaffender. Mathis Altmann, Sophie Jung, Judith Keller, Simone Lappert, Quinn Latimer, Céline Manz, Sam Porritt und Manon Wertenbroek treten mit ihren eigenen Arbeiten in Dialog mit dem vielseitigen Schaffen Annemarie von Matts.
Annemarie von Matt (*10.4.1905 in Root LU als Marie Gunz, † 27.11.1967 in Stans NW) arbeitet zuerst einige Jahre als Haushaltshilfe. In Luzern lernt sie die Gold- und Silberschmiedin Martha Flüeler-Haefeli kennen, in deren Atelier sie sich erstmals gestalterisch betätigt. Bald ist sie Teil des Luzerner Künstlerkreises der 1920er Jahre, Mitglied des Schweizerischen Werkbundes sowie der Gesellschaft Schweizer Malerinnen, Bildhauerinnen und Kunstgewerblerinnen. Von 1930 bis 1947 nimmt sie regelmässig an Ausstellungen teil, erhält Aufträge und beteiligt sich an Wettbewerben. 1935 heiratet sie den Nidwaldner Maler und Bildhauer
Hans von Matt und zieht nach Stans. In dieser Zeit begegnet sie auch dem Luzerner Priester und Schriftsteller Josef Vital Kopp. Ehe und Zeitstimmung engen sie ein. Sie zieht sich zunehmend aus der Gesellschaft zurück.