Unter den Eindrücken des zerstörten Europas am Ende des zweiten Weltkriegs entscheidet sich Werner Bischof, die Mode- und Werbefotografie sein zu lassen und wendet sich menschlichen und sozialen Themen zu. Neben Ernst Scheidegger und René Burri war er eines von nur drei Schweizer Mitgliedern der legendären Agentur Magnum Photos. In seinem kurzen Leben trug er entscheidend zur engagierten Reportagefotografie des 20. Jahrhunderts bei.
Museum im Bellpark | Werner Bischof
- Publiziert am 16. August 2018
Der zugewandte Blick. Die humanistische Fotografie Werner Bischofs in einer Überblicksausstellung.
Zürcher Anfänge
Werner Bischof gehört weltweit zu den bedeutendsten Fotografen seiner Zeit. 1932 nimmt er an der Kunstgewerbeschule in Zürich ein Studium auf und wechselt im darauffolgenden Jahr in den von Hans Finsler geleiteten Fachbereich Fotografie. Nach seinem Diplom im Jahr 1936 ist er zunächst aus seinem eigenen Fotostudio heraus für Mode und Werbung tätig, bevor er sich ab 1944 sozialen und politischen Themen zuwendet.
Zerstörtes Europa
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg berichtet Bischof in Fotoreportagen über die Zerstörungen in Europa. Sein Weg führt ihn durch Deutschland, Italien, die Niederlande, Frankreich, Ungarn, Rumänien, Polen, Finnland und Griechenland. Er tritt 1949 der Kooperative Magnum Photos bei und arbeitet von nun an mit Henri Cartier-Bresson, David Seymour, George Rodger, Maria Eisner und Robert Capa zusammen. Bereits mit dreissig Jahren ist er als Fotograf eine internationale Grösse. Seine Bilder werden in den bedeutendsten Zeitungen und Zeitschriften jener Zeit publiziert.
Asien und Amerika
In den Jahren 1951 und 1952 ist Bischof in Asien unterwegs. Seine Reportage über die Hungersnot in Indien, die er 1951 im Life Magazine veröffentlicht, bringt ihm internationale Anerkennung. Anschliessend begibt er sich nach Japan, wo er fast ein ganzes Jahr verbringt, bevor er nach Korea, Hongkong und Indochina weiterreist. Konsequent das Sensationelle meidend, sucht sein fotografischer Blick stattdessen, die stillen Eigenheiten der Kulturen und Traditionen zu ergründen. In den Jahren 1953 und 1954 verfolgt Bischof ein breitangelegtes, zum Teil in Farbe gehaltenes Fotoprojekt in den USA. Über Mittelamerika reist er danach nach Südamerika, immer auf der Suche nach einer Harmonie zwischen Mensch und Natur. Bei einem Autounfall in den peruanischen Anden verunglückt Werner Bischof 1954 tödlich.
Überblick
Hinterlassen hat er in seiner kurzen Schaffenszeit ein beindruckendes fotografisches Werk, das mit der Ausstellung im Museum im Bellpark in einer repräsentativen Auswahl vorgestellt wird. Ergänzend beinhaltet die Schau Skizzen- und Notizbücher, die Einblicke in den künstlerischen Arbeitsprozess des Fotografen vermitteln. Diese Retrospektive, zusammengestellt von Magnum Photos Paris und Marco Bischof vom Werner Bischof Estate, präsentiert die «Ikonen» aus Bischofs Schaffen und zeigt gleichzeitig wenig bekannte Aspekte dieses aussergewöhnlichen Lebenswerks