Die beteiligten Künstler:innen verwandeln den einst blühenden Industriekomplex in das, was er einmal war, in einen belebten und bewegten Ort. Seit 1856 wurden dort in einer Weberei und Spinnerei Textilien für einen globalen Markt hergestellt. Das Unternehmen Legler belieferte zeitweise die europäische Haute Couture mit bedruckten Stoffen und hatte in den siebziger Jahren mit der Produktion des Kultstoffs Denim das Monopol in der Jeans-Herstellung in Europa inne.
Kunst in einem über 20 Jahre leerstehenden Industrie-Ensemble
- Publiziert am 2. Juli 2024
Künstlerische Positionen von AATB, Chloé Delarue, Hotmailhotnail, Joyfully Waiting, Margaretha Jüngling, Izidora I LETHE, Julie Monot, Vitjitua Ndjiharine, Ernestyna Orlowska, The Performance Agency, Laure Prouvost, Tabita Rezaire, Romy Nina Rüegger, Davide-Christelle Sanvee, Veronika Spierenburg und Raul Walch aktivieren das Legler Areal im Kanton. Mit ihren Interventionen und temporären Performances schlagen sie neue Perspektiven auf dessen noch unbestimmte Zukunft vor.
Verweben von Geschichten
Der Ausgangspunkte für die Überlegungen der eingeladenen Künstler:innen ist das Verweben von Geschichten der industriellen Kultur. Dabei ist die Reflexion des globalen Kapitalismus entscheidend, geprägt von (post-)kolonialen Verstrickungen. Weitere Reflexionspunkte sind der digitale Wandel sowie mögliche Modelle für das Zusammenleben an peripheren Orten im Umgang mit der Natur. Das Motiv des Fliessens und des Wassers, inspiriert vom beständigen Fliessen der Linth, die einst die Energie für die Textilproduktion auf dem Legler-Areal lieferte und noch heute die Region mit Strom versorgt, ist zentral für das kuratorische Konzept von Sévérine Fromaigeat und Sabine Rusterholz Petko. Die Besucher:innen können den Fluss der Zeit, die Vergangenheit und eine spekulative Zukunft, im Moment erleben und reflektieren. Entsprechend bietet die begleitende digitale Plattform einen vielfältigen Gedankenstrom rund um historische und aktuelle Themen: vom Wasserfluss zum Datenstrom, von traditioneller industrieller Arbeit, insbesondere von Frauen, zu prekären hyperlokalen Arbeitsverhältnissen, von Momenten des Stillstands zu transformativen Zukunftsideen, von den Bewegungen von Menschen und Waren bis zum Wandel architektonischer Zeugnisse. Ein umfangreiches Performance-Programm sowie Angebote für Austausch und gemeinsames Verweilen, einschliesslich künstlerischer Kochevents, sind weitere Bestandteile der Ausstellung.