Das Migros Museum präsentiert ab 22.11. in einer spannenden Doppelausstellung den US-Künstler Wu Tsang, der sich selber als Undergroundkünstler und kultureller Rebelle sieht; und eine raumfüllende Installaton von Christoph Schlingensief zum Thema Exzess.
Migros Museum für Gegenwartskunst | Vorschau | Wu Tsang | Christoph Schlingensief
- Publiziert am 10. Oktober 2014
Kultureller Widerstand
Wu Tsang (*1982) ist ein US-amerikanischer Künstler, Performer und Filmemacher. Sein multimedial ausgerichtetes Werk fokussiert Erzählformen, in deren Zentrum Fragen der Identität stehen. Inspiriert wird der Künstler durch sein Engagement in der queeren und transsexuellen Szene sowie dem Einwanderer-Milieu von Los Angeles. Tsang sieht den «Underground» als Ort des kulturellen Widerstands und betont, dass Fantasie eine wichtige Rolle bei der Repräsentation von sozialen Bewegungen spielen kann. So dokumentiert sein mehrfach preisgekrönter Film Wildness (2012) ein legendäres Partylokal in Los Angeles, das in den letzten Jahren ein beliebter Treffpunkt für die lateinamerikanische Transgender-Szene geworden ist. Der Film stellt mit seinem magischen Realismus und den persönlichen Erzählungen sowohl dokumentarische Strategien als auch gesellschaftliche Verhältnisse zur Diskussion. Die erste institutionelle Einzelausstellung von Wu Tsang in Europa bringt Arbeiten aus den Jahren 2008–2014 zusammen.
Installation von Christoph Schlingensief
In einem mehrteiligen Zyklus unter dem Namen «Collection on Display» präsentiert das Migros Museum für Gegenwartskunst ausserdem die raumfüllende Installation «Kaprow City» (2006/2007) von Christoph Schlingensief (1960–2010). Exzess ist ein universales Thema in der Kunst, das im Sinne eines entgrenzten, postmodernen Werkbegriffs gleichermassen motivisch wie formal zur Anwendung kommt. Schlingensiefs Werk schliesst an diese Stichworte an: Mit seinen überbordenden Materialballungen und unkonventionellen Narrationen schafft Schlingensief fliessende Übergänge zwischen Kunstgattungen. Als Ausgangslage für Kaprow City diente Schlingensief das Werk 18 Happenings in 6 Parts (1959) des amerikanischen Künstlers Allan Kaprow (1927–2006). Kaprow City wurde ursprünglich als begehbare Installation auf einer Drehbühne an der Volksbühne Berlin konzipiert. Anlässlich seiner zu Lebzeiten grössten Einzelausstellung im Migros Museum für Gegenwartskunst (2007/2008) erweiterte Schlingensief das Werk im Sinne einer (Re-)Dekonstruktion und ergänzte das Setting mit Sequenzen aus dem Film Fremdverstümmelung (2007) sowie weiteren eigenen Filmen.