Anti-Monumente. So könnte man die Skulpturen der englischen Bildhauerin Phyllida Barlow umschreiben. Unfertig wirken sie und setzen trotzdem starke Zeichen im Raum, den sie sichtlich in Besitz nehmen. Massiv und verspielt, imposant und provisorisch zugleich.
Lokremise St.Gallen | Phyllida Barlow
Phyllida Barlow
Mit Phyllida Barlow ist eine der bedeutendsten Bildhauerinnen der Gegenwart zu Gast in der Lokremise. Das Schaffen der 1944 in Newcastle upon Tyne geborenen Künstlerin wird erst seit wenigen Jahren in seiner Bedeutung international wahrgenommen. Souverän bespielte sie etwa 2014 mit der raumgreifenden Installation die monumentalen Hallen der Tate Britain.
Vermeintlich unfertig
Phyllida Barlows Installationen entstehen im intensiven Dialog mit dem Raum, den sie besetzen. Wie keine andere Künstlerin ihrer Generation versteht sie es, verschiedenste Materialien in erfrischender Weise zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen, wobei die Spuren der Werkentstehung belassen werden, was ihren Arbeiten etwas Provisorisches und Unfertiges verleiht. Zugleich spielt sie mit dem Potenzial der Veränderbarkeit und befragt dabei listig die vermeintliche Statik von Skulptur, indem sie gewissermassen Anti-Monumente realisiert, also Skulpturen «against sculpture with a capital S», wie sie es selbst formuliert. Trotz offensichtlicher Brüchigkeit und provisorischem Charakter rühren ihre Objekte Emotionen an – etwa Aggression, Überwältigung oder Absurdität – und verwandeln jeden Ausstellungsraum in einen die Besucher geradezu physisch umfassenden eindringlichen Erlebnisraum.