Ob Magazin, Buchcover, Plakat, T-Shirt-Print oder Briefmarke die im Solothurer Jura aufgewachsene und heute in Altodorf im Kanton Uri lebende Künstlerin scheut keine Herausforderung. Besonders stark ist sie im Bereich der Editorial Illustration: Hier erweckt sie Texte und Reportagen mit atmosphärischen Bildern zum Leben — manchmal poetisch und verträumt, manchmal nachdenklich und vielschichtig
Lina Müller Illustration
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Interview mit Lina Müller
Über erzählende Bilder, analoges Arbeiten und die Zukunft der Illustration
Bevor ein Text gelesen wird, wird ein Bild gesehen. Illustratorin Lina Müller prägt mit ihren Arbeiten die visuelle Sprache internationaler Medien. Für arttv.ch spricht sie über erzählerische Bildwelten, analoge Wurzeln im Digitalen – und ein Traumprojekt, das noch auf sie wartet.
Lina, gibt es Motive oder gesellschaftliche Themen, die dich immer wieder zu einem Bild treiben?
*Deine Arbeiten wirken oft wie kleine Geschichten. Welche Rolle spielt das Erzählerische in deinen Illustrationen?
Du hast erzählt, dass deine Entwürfe meist mit Acryl auf Papier beginnen und du sie anschliessend digital weiterführst. Was gibt dir das Analoge, was das Digitale nicht kann – und umgekehrt?
Im Editorial-Bereich müssen Illustrationen Texte unterstützen, ohne sich aufzudrängen. Wie findest du dabei die richtige Balance?
Du arbeitest global für renommierte Medien. Wie wichtig bleibt für dich der Bezug zur Schweiz – und was hat dich nach Uri verschlagen?
Wann ist für dich eine Illustration «gelungen»? Wenn sie gefällt? Wenn sie irritiert? Wenn sie etwas auslöst?
Illustration ist heute digitaler, schneller – und überall. Wohin entwickelt sich die Disziplin, und hast du manchmal die Sorge, dass KI dir den Job streitig machen könnte?
Zum Schluss: Wenn du völlig frei wärst und eine Geschichte visuell umsetzen könntest – welches Traumprojekt würdest du gern einmal realisieren?
Auftraggeber & Anerkennung
Lina Müller zählt zu ihren Auftraggebern sowohl renommierte schweizerische als auch internationale Medien und Organisationen: darunter The New Yorker, The New York Times, DIE ZEIT, Bloomberg Businessweek, aber auch schweizerische Institutionen wie Kulturmagazine, Verlage, NGOs oder öffentliche Institutionen. Ihr Schaffen wurde mehrfach ausgezeichnet und geehrt: Sie erhielt Atelier- und Reisestipendien, war für den Swiss Design Award nominiert und gewann mehrere Male den Preis 100 Beste Plakate Deutschland, Österreich, Schweiz. In jüngerer Zeit gewann sie (mit einer Publikation) den Preis Most Beautiful Swiss Books 2024/2025.
Bedeutung und Wirkung
Lina Müller steht für eine Illustration, die sowohl visuell ästhetisch als auch inhaltlich bedeutungsvoll ist. Durch die Verbindung von feinen, handgemalten Elementen mit moderner digitaler Nachbearbeitung schafft sie Werke, die sowohl klassisch-künstlerisch als auch modern und relevant wirken. Gerade im Bereich Editorial Illustration leistet sie einen wichtigen Beitrag: Sie gibt Artikeln, Reportagen und Geschichten — häufig zu komplexen oder tiefgründigen Themen — ein visuelles Gewand, das sowohl anspricht als auch Raum für Interpretation lässt. Ausserdem beweist ihre Vielseitigkeit (von Magazinen über Bücher bis hin zu Plattencovern oder Postkarten), dass Illustration heute weit über «Kinderbuchzeichnungen» hinausgeht: Sie ist Gestaltung, Vermittlung, Kunst und Kommunikation zugleich.
Mehr als Dekoration
In ihrer Kunst gelingt es Müller, Bilder zu schaffen, die mehr sind als Dekoration: Sie regen zum Nachdenken an, erzählen Geschichten — und bleiben im Gedächtnis. Durch die Kombination von handwerklichem Können und digitaler Feinarbeit zeigt sie, wie Illustration heute aussehen kann: vielseitig, tiefgründig und zugänglich zugleich.
Für Medien, Kunstliebhaber:innen oder all jene, die sich für Illustration interessieren, ist ihr Werk ein eindrückliches Beispiel dafür, wie visuelle Kommunikation Wirkung entfalten kann — unabhängig vom Medium, ob auf Papier, Print oder digital.