Kunststicker, Musiker, Freigeist, Denker, Mystiker, Lebenskünstler – der in Trogen lebende Appenzeller Ficht Tanner bringt sein Innerstes nach aussen, setzt es um in Ton, Strich und Stich. Der Film von Heinz Erismann erzählt davon.
Lagerhalle St.Gallen | Ficht Tanner
Ich fresse mir die Figuren vom Kopf
Ficht Tanner scheint alles in sich zu verkörpern. Ein Ausnahme-Künstler, der keiner Kategorie zuzuordnen ist. Seine ungewöhnlichen Stickarbeiten entstehen losgelöst von jedem Trend, ganz aus seiner Person heraus. Ihm selbst gilt seine Kunst als Form, Farbe und Materie gewordene Gefühle und Gedanken – ein völlig auf sich selbst bezogenes Gesamtkunstwerk. Alles Innere bringt Ficht Tanner nach aussen, setzt es um in Ton, Strich und Stich. Nach einer Lehre hat sich der Autodidakt und Querdenker nie gerichtet. Bewusstes Kunstwollen und gestalterische Absicht verweigert Ficht Tanner kosequent.
Neue Dimensionen der Stickkunst
In seinen Stickarbeiten bringt er Formen hervor, die es gar nicht gibt. Formen, die nicht der realen Welt entnommen sind, sondern erst im Arbeitsprozess geboren werden. Es ist eine anarchistische Kunst, die den Betrachter in totaler Freiheit, aber auch Orientierungslosigkeit belässt. Nimmt Ficht Tanner eine Arbeit zur Hand, erläutert er nicht gestalterische Themen oder Techniken, sondern Prozesse innerer Läuterung. Er sucht mit jedem Stich, verspürt das Drängen einer Form, presst sie aus sich heraus und lässt sie wachsen. Vor dem historischen Hintergrund und der Bedeutung der Stickerei für die Ostschweiz eröffnet Ficht Tanner neue Dimensionen der Stickkunst.