Mit der neuen Ausstellung «Zeit und Raum» würdigt das Kunsthaus Zug das facettenreiche Wirken des Zuger Ehepaars Christine und Peter Kamm. Das vielseitige Begleitprogramm lädt zudem ein, sich auf die kammschen Spuren in Zug und in das glarnerische Klöntal auf die Richisau zu begeben.
Kunsthaus Zug | Hommage an Peter und Christine Kamm
Vielfältiges Begleitprogramm
Das Begleitprogramm zur Ausstellung widerspiegelt die Vielseitigkeit von Christine und Peter Kamm. Neben den bewährten Vermittlungsformaten führt ein Stadtspaziergang auf den Spuren des Ehepaars zu historischen Bauten und Naturschauplätzen, die für sie von besonderer Bedeutung waren und für deren Erhaltung sie sich massgeblich einsetzten. Ausserdem wird eine Kunstreise zum Gasthaus Richisau im glarnerischen Klöntal angeboten. Denn einst hatte Vater Fritz Kamm den Weiler mit dem Gasthaus erworben und in eine Stiftung eingebracht, um die einmalige Natur- und Kulturlandschaft Richisau zu erhalten. Später baute sein Sohn ein neues Gasthaus, während seine Frau das Tal wissenschaftlich erforschte und darüber publizierte. Zusammen mit Peters Schwester Christa Kamm luden sie Kunstschaffende zu ortsbezogenen Interventionen ein und erneuerten eine alte Tradition: Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Ort in der Landschaftsmalerei und Dichtung des 19. Jahrhunderts. Zur Finissage der Zuger Ausstellung «Zeit und Raum» wird Roman Signer am 9. Januar 2022 eine künstlerische Aktion machen.
Eine folgenreiche Freundschaft
Das Kunsthaus Zug wäre heute ein anderes, wenn sich Fritz und Editha Kamm-Ehrbar während des Zweiten Weltkriegs nicht mit dem österreichischen Bildhauer Fritz Wotruba und dessen Frau Marian befreundet hätten, die damals in Zug im Exil lebten. Denn Wotruba beriet später das Zuger Ehepaar beim Aufbau ihrer Privatsammlung – die sich heute als Dauerleihgabe der Stiftung Sammlung Kamm im Kunsthaus Zug befindet und die unter anderem die bedeutendste Kollektion der Wiener Moderne in Europa ausserhalb Österreichs umfasst. Peter Kamm, der Sohn, teilte später mit seiner Frau Christine Kamm-Kyburz die Leidenschaft seiner Eltern für die Kunst.
Erstmaliger Einblick in die private Sammlung
Die Ausstellung «Zeit und Raum» dreht sich rund um das Wirken des verstorbenen Ehepaars Peter Kamm (1935 – 2008) und Christine Kamm (1949 – 2019). Im Zentrum steht dabei das Verhältnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Denn für ihn als Architekten und für sie als Kunst- und Architekturhistorikerin waren sowohl die Zeit wie auch der Raum wichtiger Bestandteil ihrer Auseinandersetzung mit Kunst, Architektur und Kultur, mit Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Das Kunsthaus Zug zeigt zum ersten Mal rund 200 Werke ihrer ebenso umfangreichen wie facettenreichen privaten Sammlung, die mitten in ihrer Wohnung Teil ihres Lebens war. Werke von Piranesi, Maria von Uchatius oder Josef Hoffmann – dessen künstlerischen und schriftlichen Nachlass Peter Kamm in den 1960er-Jahren in Wien von Hoffmanns Witwe erwerben konnte – überraschen ebenso wie Arbeiten von Balthasar Burkhard, Bethan Huws, Roni Horn, Richard Long, Brigitte Kowanz, Karl Prantl, Kurt Sigrist und Roman Signer. Zwei repräsentative Werkgruppen Signers schenkten Peter und Christine Kamm 2008 dem Kunsthaus Zug. Nach dem Tod ihres Mannes ergänzte Christine Kamm die professionell angelegte Kollektion mit gezielten Erwerbungen. Das Zuger Ehepaar setzte sich auch sehr für das regionale Kunstschaffen in der Zentralschweiz ein. So gehören Werkgruppen von Anna Margrit Annen, Guido Baselgia, Josef Herzog, Helena Krähenbühl, Albert Merz oder Hanna Villiger zu ihrer Sammlung. Eine Sammlung, welche somit die Geschichte mit der Gegenwart, die Region mit der Welt verbindet.
Nuancenreiches kulturelles Engagement
Christine und Peter Kamm verknüpften ihre Sammlungstätigkeit mit kulturellem Engagement im Heimatschutz, in der Denkmalpflege, im Landschaftsschutz, in der Architektur und im Städtebau. Dies macht ihre ganzheitliche Sicht auf Tradition und Innovation, Natur und Urbanität sichtbar. Als Hommage zeigt die Ausstellung auch diese Facetten ihrer beruflichen Arbeit und ihres beispielhaften Einsatzes für Kultur, Zeit und Raum. In den 1970er-Jahren konzipierte das Architekturbüro Kamm das Prinzip 4D, um mit seinen Bauten auf wechselnde Anforderungen flexibel zu reagieren in Verbindung von Raum und seiner vierten Dimension, der Zeit.