Die zweite Sammlungsausstellung widmet sich ganz dem druckgrafischen Werk von Greta Leuzinger. Neben der Malerei hat sich Leuzinger in ihrer künstlerischen Karriere im wesentlich mit den Medien Druckgrafik, Radierung und Zeichnung beschäftigt. Es entstand ein umfassendes Werk, das sich mit wiederkehrenden Motiven, hauptsächlich mit kleinen Vögeln, auseinandersetzt. In weiteren Serien werden etwa auch Hunde, Ameisenbären oder andere Tiere abgebildet.
Kunsthaus Glarus | Sammlung: Greta Leuzinger
- Publiziert am 3. Oktober 2022
Sie vermochte es, allein durch ihre spezifische Komposition mit wenigen, einfachen Elementen narrative Spannung zu erzeugen
Zwischen Illustration, Chiffre und Abstraktion
Greta Leuzinger (1912 in Glarus. † 2009 in Ennenda) setzt Linien und Kratzer in die Bildfläche. Auf abstrakte Weise erzeugen sie den Handlungsraum der jeweiligen Szenerie. Mit sparsam gesetzten Linien, die an das Ritzen in Steinen erinnern, schafft die Künstlerin eine freche, dynamische Bildsituation, die zwischen Illustration, Chiffre und Abstraktion changiert. Die Vögel, oft punktuell handkoloriert, stiften einen vollständig eigenwilligen Sinnzusammenhang. Leuzinger schafft es mit einfachen Mitteln kleine, in sich geschlossene Situationen darzustellen, die einen unmittelbaren Zugang ermöglichen. Zwar sind sie schlicht gestaltet, dennoch in ihrer Entschiedenheit faktisch und abstrakt zugleich. Sie sind nie Träger individueller Mythologien. Vielmehr lassen sich im Zusammenspiel der jeweiligen Dynamiken von Linien, Kratzern und Positionierung der Vögel und anderer Tiere gewisse «Zustände» imaginieren, die kollektives Erfassen sowie Verständnis für den Wert der Phänomenologie einer richtungslos erscheinenden Konstellation ermöglichen. Greta Leuzinger war eine leidenschaftliche Beobachterin der Tiere, besonders der Vögel. Der Nachlass von Greta Leuzinger ging 2009 an die Sammlung Glarner Kunstverein. Das Konvolut umfasst Druckgrafiken, Malereien und Schrifterzeugnisse wie Zeitungskolumnen und persönliche Notizen.