Rachel Rose (*1986, New York) ist der Shootingstar der gegenwärtigen US-amerikanischen Kunstszene und die jüngste Künstlerin, die jemals das Kunsthaus Bregenz zur alleinigen Verfügung gestellt bekam. Erinnerung spielt in ihrem Werk eine Rolle, Historie, aber auch Architektur.
Kunsthaus Bregenz | Rachel Rose
- Publiziert am 4. Januar 2017
Architektur als fluidales Erlebnis
Ausgangspunkt der präzisen Videos von Rachel Rose ist ein konkreter räumlicher Bezug, eine Reverenz an modernes oder zeitgenössisches Bauen. Die Beschäftigung mit Architektur wird zu einem fluidalen Erleben. So liess sie sich von dem berühmten 1949 gebauten Glass House von Philip Johnson in New Canaan, Connecticut, inspirieren oder in einer ihrer jüngsten Arbeiten, die im Neubau des Whitney Museum of American Art in New York zu sehen war, von den Erlebnissen eines Astronauten, der im Weltraum spazieren geht.
Verschmelzung unterschiedlicher Zeiten und Ereignisse
In A Minute Ago (2014) spiegelt sich Licht auf einem Gemälde von Nicolas Poussin. Dieses Gemälde hängt im Glass House, wo Rose den Architekten des Gebäudes als dunstigen Schatten wiederauferstehen lässt und seinen Spuren auf einer Führung durch das Haus folgt. In diesem Video, wie auch in anderen Werken Roses, wird Zeit gedehnt, um scheinbar disparate Ereignisse, hier einen Hagelsturm und das Haus, miteinander zu verbinden. In Palisades in Palisades (2014) befindet sich eine junge Frau in einem oberhalb einer vulkanischen Felswand über dem Hudson River erbauten Park aus dem 19. Jahrhundert. An diesem Ort starben im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg in einer verheerenden Schlacht viele Soldaten. Genau dort steht nun die junge Frau. Unterschiedliche Geschichten und Zeiten greifen ineinander und überlagern sich. Es ist eine romantische Reminiszenz an Caspar David Friedrich, die dennoch politisch geladen ist, während der Trompe-l’oeil-Schnitt den physischen Aspekt betont. Durch all ihre Werke zieht sich eine elegische Suche nach Bedeutung, wobei Rose unter anderem sinnliche Ansätze verfolgt. Genau deshalb ist der Videoschnitt ihr wichtigstes gestalterisches Mittel.
Die jüngste Künstlerin
Rachel Rose ist die jüngste Künstlerin, die jemals in das Kunsthaus Bregenz eingeladen wurde. Doch ihre Wahl ist nicht unbegründet. Nicht nur das Whitney Museum in New York, die Serpentine Galleries in London, das Museo Serralves in Porto, das Castello di Rivoli oder die Biennale in São Paulo feiern sie. Bregenz ist für ihre Kunst ein ideales Umfeld: Ort und Geschichte, Architektur und Natur, Sein und Sehen am See bieten die für ihr Werk massgebliche Inspiration.