Die Genferin Vanessa Billy zeigt mit «We Dissolve» in der Kunst Halle Sankt Gallen ihre bisher grösste Einzelausstellung. Sie beschäftigt sich darin mit Themen wie Vergänglichkeit, Wiederverwertung oder Obsoleszenz.
Kunst Halle Sankt Gallen | Vanessa Billy
- Publiziert am 23. September 2016
Transformation
Ob Popcorn, Batterien, Wasser oder Bronze – kein Material ist für Vanessa Billy (*1978, Genf, lebt in Zürich) zu uninteressant, um damit nicht Recherche zur Skulptur zu betreiben und Themen wie Transformation oder Recycling nachzugehen. Das künstlerische Schaffen der Genferin ist poetisch und gleichzeitig in den konkreten physischen Qualitäten der benutzten Materialien verankert. Billy untersucht kulturelle Verwendungen natürlicher Ressourcen, indem sie Objekte kontraintuitiv aufbereitet oder nebeneinanderstellt. Zum Beispiel dann, wenn die Zitrone aus Silikon einem Automobilmotor gegenübersteht. Dabei examiniert die Künstlerin stets auch Kreisläufe, in denen Mensch und Technik gefangen sind.
Was bleibt?
In der Kunst Halle Sankt Gallen widmet sich Billy der Frage, was menschliche Existenz bedeutet, was von Sein und Tun bleibt oder zerrinnt: ein Reifenschlauch, der Atem oder die Oberfläche einer Bananenschale. In «We Dissolve», ihrer bisher grössten Einzelausstellung, geht Billy dem Titelthema mit konfrontativen Formen nach. Der weiche Abguss einer Frau liegt auf einem Motor, der Körper wird zur Fabrik, produziert Energie, die verflüchtigt oder sich inkorporiert in neuen Kanälen wiederfindet. Darin sieht die Künstlerin auch eine Eigenheit des Zeitgenössischen. Menschen dringen technisch ständig vor – erweitern und limitieren sich damit aber gleichermassen. Die Künstlerin gibt dafür visuelle Indizien, wenn Fragmente von Oberflächen in Fischernetz und Käfig verfangen oder Objekte einem Balanceakt ausgeliefert sind.
Raum und Oberfläche
Stärker als in bisherigen Ausstellungen rückt Vanessa Billy in «We Dissolve» mit neu produzierten Werken den Menschen sichtbar ins Zentrum und verweist plastisch und auditiv auf den Lebenszyklus. Die ästhetische Sprache der Künstlerin betont aber auch die Beschaffenheit von Raum und Oberfläche: Sei es durch den Einbezug der Architektur oder die Auseinandersetzung mit der Haut, welche das Subjekt paradoxerweise von der Welt abtrennt, und dennoch mit ihr in stofflichem Austausch ist.