Der am 8. März 1930 geborene Schweizer Maler und Druckgrafiker Franz Gertsch gehörte zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Er lebte und arbeitete bis zuletzt in Rüschegg im Kanton Bern.
Künstler Franz Gertsch gestorben
- Publiziert am 22. Dezember 2022
Fotorealismus
Nach romantischen malerischen Anfängen kam Franz Gertsch ab 1965 über Collagen im Stil der Pop Art zu seinen grossformatigen fotorealistischen Gemälden und Holzschnitten, für die er heute weltbekannt ist. Er arbeitete nach eigenen Fotovorlagen. Im Alter von 42 Jahren erlebte er 1972 mit seinem Monumentalgemälde «Medici» auf der documenta 5 in Kassel seinen Durchbruch. Es folgten Familienporträts sowie Einzel- und Gruppenporträts von Künstlerfreunden in den 1970er-Jahren. Über seine Porträtserie der Rockpoetin Patti Smith in den späten 1970er-Jahren und «Selbstbildnis» von 1980 fand Gertsch Anfang der 1980er-Jahre zu Einzeldarstellungen von jungen Frauen.
In den Jahren 1986 bis 1995 entdeckte Franz Gertsch den Holzschnitt erneut für sich und entwickelte eine eigene Technik. Auch beim Stechen des Holzschnitts nutzte er Fotografien als Vorlage. Er hob
Lichtpunkt um Lichtpunkt mit dem Hohleisen aus grossformatigen Lindenholzplatten heraus – diese Punkte erscheinen im monochromen Druck hell. Aus einer gewissen Entfernung fügen sich die unzähligen kleinen Lichtpunkte für die Betrachtenden zu einer figurativen Darstellung zusammen.
Frauenporträts und Landschaften
1995 nahm Gertsch mit dem Frauenporträt «Silvia I» und der Serie der vier Grasbilder «Gräser I-IV» die Malerei wieder auf. Frauenporträts und Landschaften entstanden sowohl in der Malerei als auch im Holzschnitt. 2007 begann Franz Gertsch mit der Darstellung der «Vier Jahreszeiten» einen neuen Gemäldezyklus, bei dem er auch seine Technik noch einmal weiterentwickelte. Anschliessend malte er in drei Jahren das Triptychon «Guadeloupe», 2014 wurde der Holzschnitt «Saintes Maries de la Mer» präsentiert. Seither entstanden die Gemälde «Waldweg (Campiglia Marittima)», «Pestwurz», «Meer I», «Grosse Pestwurz», weitere Gräser-Gemälde sowie die Holzschnitte «Brome- lia», «Winter», «Sommer», «Maria II», «Sommer II» und «Meer». 2019 begann Franz Gertsch eine ultramarinblaue Werkgruppe mit «Gräser VIII–IX», „Blauer Sommer“, «Blaue Pestwurz» und «Blauer Waldweg (Campiglia Marittima)», bei der es sich nach dem Vier Jahreszeiten-Zyklus um einen weiteren Höhepunkt seines Spätwerks handelt. Nach den Gemälden «Meer II», «Cima del Mar» und «Schwarzwasser» aus den Jahren 2021 und 2022 neigte sich die Schaffenskraft des Künstlers langsam dem Ende zu. Es war ihm jedoch vergönnt, bis kurz vor seinem Ableben noch malen zu können.
Eigenes Museum
Das 2002 eröffnetes und 2019 erweitertes Museum trägt den Namen von Franz Gertsch. «Wir sind glücklich, dass der Künstler uns über all diese Jahre hinweg mit seinen Werken und vielen Ausstellungen bereichert hat. Bei der engen und stets guten Zusammenarbeit inspirierte die Existenz des Museums den Künstler zu zahlreichen neuen Werken und Zyklen, die bei uns als erstes gezeigt werden durften. Wir werden nun die Kunst von Franz Gertsch weiter bewahren und in die Zukunft tragen», so die Museumsverantwortlichen.