Der aus Steisslingen (D) stammende Ernst Würtenberger hatte einen starken Schweizer Bezug. Als Professor, Künstler und Mitglied der Zürcher Kunstgesellschaft prägte er das helvetische Kunstleben seiner Zeit stark mit. Er war Förderer von Ferdinand Hodler, beriet namhafte Sammler, war mit zahlreichen Schriftstellern befreundet und portraitierte die Feine Zürcher und Winterthurer Gesellschaft. Die Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz ermöglicht eine Wiederentdeckung.
Konstanz | Ernst Würtenberger: Ein deutscher Maler in der Schweiz
Die Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz ruft einen deutschen Künstler und Kunstförderer in Erinnerung, der zu Unrecht in Vergessenheit geriet.
Leben und Werk
Ernst Würtenberger wurde 1868 in Steisslingen geboren und wuchs in Emmishofen, heute Kreuzlingen, Schweiz, auf. Schon früh zeigte sich seine künstlerische Begabung. Er studierte an den Kunstakademien in München und Karlsruhe und bildete sich im Winter 1895/96 privat bei dem von ihm bewunderten Arnold Böcklin in Florenz fort.
1902 zog Würtenberger, der früh Zugang zur Literaturszene am Bodensee gefunden und sich in Konstanz und Umgebung bereits einen Namen als Porträtist gemacht hatte, nach Zürich. Hier unterrichtete er zunächst an Luise Stadlers «Kunst- und Gewerbeschule für Damen», bevor er sich als freischaffender Künstler etablierte. Würtenberger verfasste zahlreiche Aufsätze und Bücher, unter anderem über Arnold Böcklin, und trat als Reformer des modernen Holzschnitts hervor. Seine Illustrationen für Zeitschriften und Bücher bestechen durch ihre klare, kräftige Liniensprache.
Zürcher Jahre
Noch im Jahr seiner Übersiedlung begann sich Ernst Würtenberger in der Zürcher Kunstgesellschaft zu engagieren und war lange Zeit Mitglied der dortigen Sammlungs- und Ausstellungskommission. Wegweisende Ausstellungen wie jene über die französischen Impressionisten (1908) und Felix Vallotton (1909) wurden von ihm mitverantwortet. Würtenberger wurde zum Berater von Zürcher und Winterthurer Kunstsammlern, hatte wesentlichen Anteil an der künstlerischen Durchsetzung Ferdinand Hodlers in der Schweiz und setzte sich nachdrücklich für den Bau des Zürcher Kunsthauses ein. Von 1914 bis 1921 war er zudem Lehrer an der Zürcher Kunstgewerbeschule. Den Malern Cuno Amiet, Max Buri, Ferdinand Hodler, Sigismund Righini, Ernst Georg Ruegg und Hans Sturzenegger, von denen ebenfalls Werke gezeigt werden, war er freundschaftlich verbunden.
Ernst Würtenberger avancierte in der Schweiz zu einem gefragten Porträtisten. Während seiner Zürcher Jahre, die 1921 mit seinem Wegzug nach Karlsruhe endeten, wo er an der Landeskunstschule eine Professur übernahm, schuf er mehrere hundert Bildnisse, darunter von den mit ihm befreundeten Künstlern und Literaten Ferdinand Hodler und Rudolf Koller, Hermann Hesse, Adolf Frey oder Hans Trog. Zugleich hielt er bereits verstorbene Persönlichkeiten wie Gottfried Keller oder Jeremias Gotthelf in eindrucksvollen Darstellungen fest. Ernst Würtenberger starb 1934 in Karlsruhe.
Zwei Ausstellungen
Die Ausstellung in der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz legt den Fokus auf Ernst Würtenbergers Zürcher Jahre und sucht seine Bedeutung für die Schweizer Kunst- und Kulturszene herauszuarbeiten. Zeitgleich zur Konstanzer Schau beleuchtet das Hesse Museum in Gaienhofen in einer Ausstellung Ernst Würtenbergers vielfältige Beziehungen zur literarischen Szene am Bodensee und in der Schweiz.