In seinen Ausstellungen arrangiert Jan Vorisek Werke aus industrieller Standardware, die er temporär zu raumspezifischen Installationen arrangiert. Für Winterthur kreiert der Künstler eine Gruppe neuer Werke. Er spielt dabei bewusst mit der gewohnten Dramaturgie von Ausstellungsräumen und vor allem auch mit der Wahrnehmung des Publikums.
Jan Vorisek ist der Gewinner des 13. Manor Kunstpreises
Im Zuge der Auszeichnung realisiert er eine Einzelausstellung mit dem Titel «Edge, Hour, Substanc».
Jan Vorisek, 1987 in Basel geboren, lebt und arbeitet in Zürich. 2018 schloss er sein Master Studium in bildender Kunst an der ZHdK in Zürich ab. Sein Schaffen war in den letzten Jahren in verschiedenen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen.
Der Manor Kunstpreis, der im Jahr 2022 das 40-jährige Bestehen feierte, ist einer der wichtigsten Förderpreise des zeitgenössischen Kunstschaffens in der Schweiz. Er wurde 1982 von Philippe Nordmann ins Leben gerufen, um jungen Schweizer Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten. Er wird von einer Fachjury jährlich und alternierend in den Städten Aarau, Basel, Biel, Chur, Genf, Lausanne, Luzern (für die Zentralschweiz), Lugano, Schaffhausen, Sitten, St. Gallen und Winterthur vergeben. Ein Blick auf die Liste der Preisträger:innen zeigt, dass der Manor Kunstpreis einer ganzen Reihe von Künstler:innen den Weg zum internationalen Durchbruch geebnet hat.
Multimediale Resonanzräume
Voriseks künstlerische Praxis ist multimedial angelegt: Skulptur, Installation, Performance und Sound. In diesen Medien widmet er sich der Zeitlichkeit und Wandelbarkeit von Systemen. Seine Anordnungen selbst bilden ein flexibles, modulares System, indem Materialien durch Prozesse der Wiederholung, Kombination und Variation in verschiedenen (Ausstellungs-)Kontexten immer wieder neue Bedeutung erlangen. Zusammen mit subtilen Licht- und Soundinterventionen verwebt er diese unterschiedlichen Komponenten zu Resonanzräumen.
Labyrinth aus schwarzem Plastik
Im Kunst Museum Winterthur entwickelt Vorisek eine Gruppe neuer Werke. Seine Material- und Raumdispositive – Gerüststrukturen, Passagen und verwinkelte Korridore – brechen mit der gewohnten Dramaturgie und Ordnung von Ausstellungsräumen. Damit verweisen seine Arbeiten nicht zuletzt auf formale Hierarchien und Kreisläufe künstlerischer und gesellschaftlicher Systeme. In Winterthur transformiert so beispielsweise ein aufblasbares Labyrinth aus schwarzem Plastik den klassischen White Cube in einen beengenden Erlebnisraum.
Verzerrung als ästhetisches Prinzip
Vorisek selbst vergleicht seine künstlerische Strategie mit den akustischen Phänomenen «feedback» und «distortion», also mit Rückkoppelung und Verzerrung, die er in seinen Installationen und Assemblagen untrennbar miteinander verbindet. Seine präzisen Gesten und Setzungen spielen mit der Wahrnehmung des Publikums: Neugier und Angst, Begehren und Ablehnung, Spannung und Entspannung hallen in den Ausstellungsräumen latent nach. Obwohl die industrielle Anmutung der Objekte, die undergroundclubartige Lichtführung und die sperrigen Sounds im Museumskontext noch immer fremd erscheinen, offenbaren sie die Schönheit einer Ästhetik der Verzerrung.