Vor genau 150 Jahren entstand der Glarner Kunstverein. Am Anfang stand die Sammlung, die lange im Hintergrund blieb. Heute ist sie durch das Schaudepot für Gruppen zugänglich geworden.
Glarner Kunstverein | Portrait
Seit 2019 gibt es im Kunsthaus Glarus ein Schaudepot: Gruppen erhalten damit Zugang zu den Gemäldeschätzen des Kunstvereins.
Seit der Gründung 1870 ist der Kunstverein Träger des Kunsthaus Glarus und versteht sich als Kunstvermittler. Mit seiner Tätigkeit will er dem interessierten Publikum Kunst – insbesondere die zeitgenössische – näherbringen und das Kunstschaffen im Kanton Glarus fördern. Die vom Kunstverein angestellte Direktorin ist für das national und international ausgerichtete Ausstellungsprogramm zuständig. Neben den Ausstellungen im Kunsthaus Glarus zeigt der Glarner Kunstverein Ausstellungen von regionalen Kunstschaffenden in anderen Lokalitäten.
Zunächst Koller, dann Kirchner
Seit 1870 sammelt der Glarner Kunstverein Werke regionaler, Schweizer sowie internationaler Künstlerinnen und Künstler. In den 1880er und 1890er-Jahren kaufte der Verein vor allem Schweizer Landschaftsmalerei im Geiste des Klassizismus und der Romantik. So fanden Werke von Rudolf Koller, Balz Stäger und Johann Gottfried Steffan Eingang in die Sammlung. Später prägte der Sammler und Präsident Othmar Huber durch einzelne Ankäufe von Werken der Moderne des 20. Jahrhunderts die wachsende Sammlung – zum Beispiel das 1952 für den Kunstverein erworbene Gemälde «Vor Sonnenaufgang» (1925/1926) von Ernst Ludwig Kirchner.
Junge und lokale Künstler
Seit 1952, der Eröffnung des Kunsthaus Glarus, zeigte der Kunstverein die Sammlung immer wieder im Rahmen von Wechselausstellungen. In den 1960er und 1970er-Jahren kaufte der Glarner Kunstverein eher einzelne Werke und Positionen, teilweise auch aus retrospektiven Ausstellungen mit Schweizer Künstler*innen – kohärente Werkgruppen kamen kaum noch zusammen. Seit den 1980er-Jahren fokussierte der Kunstverein zudem vermehrt auf junge und lokale Kunstschaffende und verstand sich zunehmend als Förderer einer international ausgerichteten Kunstszene. Die Schaffung einer Konservatorenstelle 1991 hatte nicht nur einen Einfluss auf die internationale und zeitgenössische Ausrichtung des Hauses, sondern veränderte ebenfalls den Umgang mit den Sammlungen, die 1995 zum ersten Mal ausführlich katalogisiert und beschrieben wurden.
Werke mit Bezug zum Kunsthaus
Gleichzeitig wuchsen Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit näher zusammen – viele der Ankäufe kamen aus Wechselausstellung. Seit den 1990er-Jahren erwarb der Kunstverein vermehrt auch Werke von international arbeitenden Schweizer Künstlerinnen und Künstlern wie Olaf Breuning, Urs Lüthi und Annelies Štrba. Aktuelle Ankäufe konzentrieren sich primär auf Arbeiten von Künstler*innen, die im Kunsthaus Glarus gezeigt werden oder sogar für die Ausstellungen produziert wurden. So gingen in den letzten Jahren Werke von Mathis Gasser, Thomas Julier, Shana Moulton, Vanessa Safavi, Yorgos Sapountzis und Marta Riniker-Radich in die Sammlung ein. Das Zusammenkommen von lokalen und internationalen Kontexten prägt also auch noch heute die Sammlungen des Kunstvereins – durch die Nähe zum Ausstellungsprogramm des Kunsthauses schreibt die Sammlung eine Ausstellungsgeschichte mit.
Schaudepot im Herbst 2019 eröffnet
Nicht alle Werke der Sammlung sind dauerhaft ausgestellt – eine Auswahl wird regelmässig in Ausstellungen gezeigt. Seit der Wiedereröffnung des Kunsthauses nach einjähriger Renovation im Oktober 2019 erhalten nun kleine und grosse Gruppen im Rahmen von Veranstaltungen Einblicke in die Sammlung, die dank des Schaudepots zugänglich ist. Ein digitaler Sammlungskatalog macht online einen Teil der Werke über die Webseite des Kunsthauses abrufbar und wird kontinuierlich erweitert.