Maude Léonard-Contant zeigt im Nidwaldner Museum Winkelriedhaus eine installative Bodenarbeit und Objekte, die eng verbunden sind mit ihrer Wahlheimat Zentralschweiz und ihrem Herkunftsland Kanada. In Zusammenarbeit mit der Entlebucher Köhlerin Doris Wicki hat Maude Léonard-Contant Holz von Bäumen, die – geschwächt durch immer heissere Sommer – im Sturm gefallen sind, zu fragilen Holzkohleobjekten gebrannt.
gathering – Spuren des Wandels
Maude Léonard-Contant (*1979) stammt aus der Region Lanaudière/Nitaskinan, Kanada/Turtle Island und studierte an der Concordia University in Montreal und an der Glasgow School of Art. Sie lebt seit 2013 in der Schweiz und hat eine enge Verbindung zum Puschlav, zur Zentralschweiz und zu Basel, wo sie heute arbeitet und mit ihrer Familie wohnt. Maude Léonard-Contant erhielt mehrere renommierte Preise und verfolgt eine rege Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland. 2019 wurde ihr der Preis der Kunstgesellschaft Luzern verliehen. 2023 war ihr die Einzelausstellung in der Reihe spot on mit zugehöriger Publikation des Kunstmuseums Luzerns gewidmet. 2024 zeigte sie neue Werke im Bündner Kunstmuseum in Chur, im Istituto Svizzero in Mailand und im CRAC Alsace in Altkirch.
Zur Finissage der Ausstellung wird die Publikation «Maude Léonard-Contant. gathering» vorgestellt. Sie entstand im Rahmen des Werkjahrs der Frey-Näpflin-Stiftung und wird vom Nidwaldner Museum herausgegeben. Das Buch erscheint im Verlag Scheidegger & Spiess, gibt Einblick in die Arbeitspraxis der Künstlerin und dokumentiert ihre Serie von vier Installationen, die mit der Ausstellung im Nidwaldner Museum Winkelriedhaus abgeschlossen wird.
Eine Liebeserklärung an Menschen, Tiere und Pflanzen
Maude Léonard-Contants Arbeiten, die während des Werkjahrs entstanden sind, befassen sich mit Trauer und Dankbarkeit. Es sind zarte und vergängliche Liebeserklärungen an Menschen, Tiere, Pflanzen und an die Sprache. Sie wurzeln in der universellen Erfahrung des Verlierens und Loslassens und erinnern an Reste von Ritualen, die Übergang und Transformation begleiten. Mit ihrer Arbeit gathering schafft die Künstlerin einen Ort, an dem sich die Trauer über unwiederbringlich Verlorenes mit Dankbarkeit verbindet. Sie übersetzt ihre individuelle Erfahrung in ein Kunstwerk, das Ausdruck ist für den immerwährenden Wandel, dem alle belebte und unbelebte Materie unterliegt.
Sensible Materialwahl
Die Materialien, die Maude Léonard-Contant für ihre Installation gathering verwendet hat, sind eng mit ihrer Herkunft und ihrer Biografie verknüpft. Sie hat Kohlepulver, Kalk, Asche und Matcha zu Flächen auf dem Boden ausgestreut. Zu Beginn der Ausstellung entfaltet das Teepulver noch sein charakteristisches Grün. Nach und nach wird es unter dem Einfluss des Lichts seine Farbigkeit verlieren und aufgehen im vorherrschenden Schwarz, Grau und Weiss. Auf den pulvrig-samtenen Flächen hat die Künstlerin eine Vielzahl von Objekten so sorgfältig und präzise ausgelegt, dass sich ihre Kostbarkeit mit voller Kraft entfaltet. Blauschwarz schimmernde, zerbrechliche Holzkohleskulpturen, grüne Jadekugeln, duftende Süssgräser und wohlriechendes Harz der Balsamtanne und viele weitere Objekte wirken wie wertvolle Gaben, die in einem Ritual dargebracht und an gute Mächte verschenkt wurden. In Zusammenarbeit mit der Entlebucher Köhlerin Doris Wicki hat Maude Léonard-Contant Skulpturen in Holzkohle verwandelt. Das verwendete Holz stammt von Bäumen, die – möglicherweise vom fortschreitenden Klimawandel geschwächt – im Sturm gefallen sind. Asche und Holzkohleskulpturen stehen beispielhaft für eine Transformation, die ausgeht von einem Verlust. Die Verwendung von Kohle als künstlerisches Material ist eine Referenz an die Kraft der Erneuerung und die Hoffnung auf Heilung.
Auszeichnung der Frey-Näpflin-Stiftung
Maude Léonard-Contant wurde für das Werkjahr 2024 der Frey-Näpflin-Stiftung ausgewählt. Das Stipendium fördert Künstler:innen mit einem Bezug zur Zentralschweiz. Es ist mit einer Ausstellung im Nidwaldner Museum und einer Publikation verbunden. Maude Léonard-Contants Arbeiten, die während des Werkjahres entstanden sind, befassen sich mit Dankbarkeit und Trauer. Sie schaffen einen Raum des Mitseins, wo die Existenz und der Verlust von Lebensräumen und Lebewesen zelebriert und betrauert werden.
(Textgrundlage: Nidwaldner Museum)