Als Künstlerinnen folgen Esther Leupi und Judith Leupi unsichtbaren «Linien». Sie legen geheimnisvolle Verbindungen frei und führen tief hinein in die Dimensionen von Raum und Zeit. Als Schwestern spüren sie die Linien auf, die sie verbinden, sich manchmal aber auch als imaginär herausstellen.
Esther und Judith Leupi, zwei Künstlerinnenschwestern im Nidwalder Museum
Die Ausstellung kombiniert Tuschzeichnungen von Esther Leupi mit Fotografien von Judith Leupi und regt an, Raum und Zeit neu und anders wahrzunehmen.
Das Künstlerinnen-Duo
Die Schwestern Esther Leupi (*1981) und Judith Leupi (*1983) sind in Uffikon, Kanton Luzern, aufgewachsen. Esther Leupi studierte an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg und arbeitet heute in Luzern und Werthenstein. Judith Leupi absolvierte ihr Studium an der Hochschule der Künste Bern und an der Glasgow School of Art. Sie lebt und arbeitet in Glasgow. Die Künstlerinnen, die in verschiedenen Medien arbeiten, verfolgen eine rege Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland
Tracing an imaginary line
Die Ausstellung im Nidwaldner Museum Winkelriedhaus stellt die Zeichnungen von Esther Leupi und die Fotografien von Judith Leupi in einen Dialog. Sie betont die Verschiedenheit ihrer künstlerischen Strategien, lässt Reibungen zu, spürt aber auch unerwartete Gemeinsamkeiten und zarte Verbindungen auf.
Sichtbarer Prozess und Magie des Verschwindens
Esther Leupis Tuschezeichnungen entstehen über lange Zeitspannen. Die Farbaufträge, die sie übereinanderlegt, sind durchscheinend und lassen darunter liegende Schichten und Strukturen erkennen. Der sichtbare künstlerische Prozess – das Suchen, sich Annähern und Verwerfen – findet seine Entsprechung in der Fragilität des verwendeten Materials. Oft entscheidet sich die Künstlerin für Papiere, die schon eine Geschichte mitbringen und Zeitspuren wie Wellen und Vergilbungen aufweisen. Ihre Zeichnungen halten das Flüchtige fest und sind gleichzeitig selbst in die Vergänglichkeit eingeschrieben. Es sind poetische Notationen über die Magie des Verschwindens.
Verschiebung aller Dimensionen und Schärfung der Wahrnehmung
Auch Judith Leupis Arbeiten entstehen in vielen Arbeitsschritten, die sich in einer «räumlichen Schichtung» verdichten. Sie fängt mit der analogen Kamera unscheinbare Objekte oder Strukturen ein, die ihr im Alltag begegnen. Danach kopiert sie die Fotografien, zerschneidet sie und faltet daraus Objekte, die sie in Bühnenräumen inszeniert und wiederum fotografiert. Virtuos springt sie hin und her zwischen dem Zwei- und dem Dreidimensionalen: von der Fotografie zum Objekt, zum Objekt im Raum, zur Fotografie, zur Fotografie im Raum. Mit Schalk und Präzision dekonstruiert sie die Wirklichkeit und erschafft Räume, in denen alle gewohnten Dimensionen verschoben sind. Es gelingt ihr spielerisch, die Wahrnehmung gleichzeitig zu verunsichern und zu schärfen.
Textgrundlage: Nidwaldner Museun