Zwar wurden Textilien der Urner Künstlerin Erna Schillig (1900 bis 1993) an der Weltausstellung 1937 in Paris gezeigt, doch kunsthistorisch wurde sie bis jetzt nicht gebührend gewürdigt. Vor allem ihre Textilkunst mit starken Farben und einer modernen Formensprache verdient es, neu betrachtet zu werden. Darunter auch geistliche Gewänder, die sie in den 50er/60er-Jahren an der Kunstgewerbeschule Luzern mit ihren Schülerinnen erschuf.
Erna Schilligs textile und sakrale Welt
Die Textilkunst der unterschätzten Künstlerin wurde in der Alten Kirche Flüelen gezeigt, darunter geistliche Gewänder und Wandteppiche.
Schwer zu finden
Die geistlichen Gewänder, die unter der Leitung von Erna Schillig an der Kunstgewerbeschule Luzern gewoben wurden, zeigen die schlichte Formensprache, die sie in den 1950er-Jahren pflegte. Es gelang der Künstlerin mit hochwertigen Materialien und schlichten Grafiken Textilien zu schaffen, die heute noch modern wirken und damals zukunftsweisend waren. Für arttv.ch war es keine leichte Aufgabe, die verschollenen Textilien der Künstlerin ausfindig zu machen. Viele Kirchgemeinden besitzen im Kirchenschatz zwar Paramente von Schillig, oft sind diese aber kaum beschriftet und deshalb nicht als Werke der Urner Künstlerin erkennbar. Dennoch gelang es nach intensiver und zeitaufwendiger Recherche, für die Ausstellung mehrere Priestergewänder und einen goldbestickten Baldachin zu entdecken. Diese sind nun – zusammen mit schön gestalteten Wandteppichen – in der Alten Kirche Flüelen zu sehen.
Jubiläumsausstellung für arttv.ch
Die Ausstellung zeigt auch ein Werk von Felix Schenker, arttv Chefredaktor, in dem er Erna Schillig eine Hommage erweist. Er hat eine «Tavolata» gestaltet, einen langen Tisch, der an die Zeit von Erna Schillig als Hotelierstochter auf dem Urner Klausenpass hinweist. In den Tellern sind Ausschnitte von verschiedenen Werken der Künstlerin zu sehen. «Zwanzig Jahre habe ich nun keine Kunst mehr gemacht. arttv.ch hatte Priorität, aber Erna Schillig hat mich inspiriert, wieder selber künstlerisch kreativ zu werden.» Die Künstlerin Flavia Jäggi hat ausserdem – nach dem Vorbild von Erna Schillig – ein zeitgemässes, freches Parament für die Ausstellung erschaffen, das sie «Parawoment» genannt hat. Damit weist sie auf die Rolle der Frau in der Kunst, aber auch in der Kirche hin und sorgt auf kreative Weise dafür, dass die Debatte darüber nicht versandet.