Ein kollektives Filmprojekt, eine olfaktorisch-experimentelle Auseinandersetzung und ein Blick in das unbekannte Innere der Welt. Drei künstlerische Ansätze, die verschiedener und innovativer kaum sein könnten, erhalten je einen Beitrag zur Realisierung des jeweiligen Projektes. Die drei Künstlerinnen geben arttv Einblicke in ihre aktuellen Arbeitsprozesse.
Drei Künstlerinnen, drei Ansätze, drei Werkbeiträge
Claudia Vogel, Mirjam Steffen und Katrin Keller heissen die Gewinnerinnen der Luzerner Werkbeiträge 2022 in der Kategorie Freie Kunst.
Hypothetischer Grund
Katrin Keller (*1985), aufgewachsen in Herisau AR, studierte an der Hochschule Luzern Kunst und Vermittlung und schloss ihr Studium 2012 mit dem Master of Arts in Fine Arts ab. Katrin Keller arbeitet konzeptionell, die Formen und Medien ihrer Werke nehmen dabei Bezug auf das Thema oder den Kontext, in welchem die Arbeit entsteht oder gezeigt wird. Sie kombiniert in ihren Arbeiten unterschiedliche Medien wie Zeichnung, Video und Objekte in installativen Umsetzungen. Seit einem Atelieraufenthalt in Island im Jahr 2017 sind geologische Prozesse, welche unsere Erdoberfläche formen, zentral in ihrer Arbeit. Dem Boden als gemeinsame Basis kommt in Kellers künstlerisch forschender Praxis eine besondere Bedeutung zu. Sie interessiert sich für dessen Instabilität, die Verschiebungen und Erschütterungen und damit einhergehenden Überwachungs- und die Stabilisierungsversuche.
When did normal become normal?
Mirjam Steffen (*1988) ist Künstlerin und Kuratorin und lebt in Luzern. Sie arbeitet alleine und in verschiedenen Kollektiven. Ihre Praxis konzentriert sich auf bewusste und unbewusste Formen des Zusammenlebens. Steffen hinterfragt Strategien zum Bau, der Gestaltung und Veränderung der Welt, in der wir leben. Sie beschäftigt sich mit alternativen Lebensformen und forscht gleichzeitig zu den Themen Zusammengehörigkeit und
gemeinsamer Raum. Dabei bedient sie sich verschiedener Medien wie Film, Fotografie, Schreiben, Tonaufnahmen, Text, Kuratieren, Konstruieren und Bauen. Mirjam Steffen hat Kunst und Vermittlung mit Lehramt an der Hochschule Design und Kunst in Luzern sowie Fotografie am Edinburgh Collage of Art studiert. Sie ist Teil des Kuratorenkollektivs Limbo und Mitbegründerin von KEINRAUM in Luzern. Die zwei kleinen Kunsträume in Luzern und Zürich sind in Form von Vitrinen im öffentlichen oder halböffentlichen Raum präsent, um Kunst einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Daneben hat Steffen mehrere Jahre lang mit der Band Nice gespielt.
Olfaktorische Performances, Installationen
Claudia Vogel (*1971) studierte von 2005-2010 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart Freie Kunst (Bildhauerei). Nach dem Diplom blieb sie in Deutschland, um als freischaffende Künstlerin zu arbeiten, bevor sie sich entschied, wieder in die Schweiz zurückzukehren. Seither lebt und arbeitet Vogel in Luzern und Zürich. Claudia Vogel bedient sich ganz unterschiedlicher Medien und Materialien, wobei der Körper mit allen Sinnesorganen thematisch immer wieder im Mittelpunkt steht. Die olfaktorische Wahrnehmung fasziniert sie besonders: Vogel befragt in Installationen und Performances den Zusammenhang von Erinnerung und olfaktorischen Reizen. So flüchtig der Duft auch definiert sein mag, Gerüche bewegen – in Abhängigkeit zum Kontext bzw. zur subjektiven Wahrnehmungs- und Erinnerungsleistung – vor allem emotional.