Die Einzelausstellung von Zhang, die im Untergeschoss des Kunstmuseums St.Gallen stattfindet, thematisiert das Verhältnis von öffentlich und privat. Die Ausstellung greift die Eigenheiten des Ausstellungsraums auf, dessen Sichtbeton und prominente Rampe an öffentliche Infrastruktur, wie etwa eine Bahnhofsunterführung oder eine leere Ladenpassage erinnert. Orte, die als Zwischenraum zwischen Innen- und Aussenwelt fungieren.
Die Künstlerin Jiajia Zhang beschäftigt sich mit der Vermischung von Privatsphäre und Öffentlichkeit
Zhang zeigt im Kunstmuseum St.Gallen neue Werke, Videoarbeiten, Skulpturen und Fotografien, die sie eigens für die Ausstellung angefertigt hat.
Jiajia Zhang studierte von 2001–2007 Architektur an der ETH Zürich und von 2007–2008 Fotografie am International Center of Photography, New York. 2020 absolvierte sie ihren Master of Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Ihre Arbeiten waren Teil verschiedener Gruppenausstellungen u. a. Swiss Art Awards, Basel (2022); Werkstipendium Zürich (2022); FriArt, Fribourg (2022); Kunsthaus Glarus (2021); Fondation d’entreprise Pernod Ricard, Paris (2021); Haus Wien (2020); Kunsthalle Zürich (2020); Kunst Halle Sankt Gallen (2019). 2021 war in der COALMINE, Winterthur ihre Einzelausstellung If Every Day Were a Holiday, Towns Would Be More Mysterious zu sehen und im Herbst 2022 erhielt sie den Shizuko Yoshikawa Förderpreis. Zurzeit absolviert Zhang eine sechsmonatige Residenz beim Istituto Svizzero in Mailand.
Vermischung von privat und öffentlich
Jiajia Zhang interessiert sich für das Spannungsfeld von Innen und Aussen, welches durch die sozialen Medien neu definiert wird: zwischen dem persönlichen Gehalt von vielen Bildern und Videos, die online geteilt werden, und der Masse an Menschen, die jene konsumieren. So entsteht eine Öffentlichkeit, die durchdrungen ist von inneren Bildern, privaten Erzählungen und verletzlichen und privaten Momenten. Die Erfahrung dieses Contents, dessen Konsum also, zeichnet sich ebenfalls durch eine eigentümliche Vermischung von privat und öffentlich aus: die Bilder und Videos werden meistens allein, in einem privaten Moment konsumiert – im eigenen Bett, auf dem Sofa, in der Privatheit des Zuhauses. Videos und Bilder, die also von Millionen geteilt, geliked und angeschaut werden, werden wiederum von Einzelnen allein konsumiert. Jiajia Zhang hat eine Inszenierung entworfen, welche die Ausstrahlung des Ausstellungsraums als Zwischen- und Transitionsraum noch weiter unterstreicht, durch das Hinzufügen
von Elementen aus dem öffentlichen Raum, aber auch dadurch, dass sie die Räumlichkeiten gezielt mit Elementen in Verbindung bringt, die private Momente erahnen lassen. So changiert die Ausstellungsarchitektur zwischen kalter, anonymer Infrastruktur und intimen Momenten. Eine Art «innere Öffentlichkeit» entsteht, deren Emotionalität und Erfahrung ein zentrales Element von Zhangs Kunst ist.