Die Kunst soll Fragen aufwerfen, Museen Antworten liefern: «Die Antwort…» «…ist das Unglück der Frage», so heisst eine zweiteilige Ausstellung in Appenzell. Sie bringt den reichen Schatz von Stiftungsgründer Heinrich Gebert zur Geltung.
«Die Antwort ist das Unglück der Frage» I Heinrich Gebert Kulturstiftung Appenzell
Äh…?
«Gute Frage!» – mit einem solchen Lob überspielen Befragte im Alltag manchmal ihre Unwissenheit. Eine vorschnelle Antwort zu verhindern, ist in der Kunst geradezu ein Muss: Bewegende Werke müssen sich einer raschen Deutung entziehen. Der Kurator der beiden Kunstmuseen in Appenzell, Roland Scotti, sagt: «Kunst soll bewirken, dass wir uns Fragen stellen.» Schriftsteller Maurice Blanchot brachte es so auf den Punkt: «Die Antwort ist das Unglück der Frage». Aus dem – manchmal Novalis zugeschriebenen – Fragement ist nun ein Ausstellungstitel geworden.
Sammlungs-Schätze
Mit der zweiteiligen Ausstellung ehrt die Heinrich Gebert-Stifungt ihren Gründer. Dieser wurde vor exakt 100 Jahren geboren. Zunächst geht es um Ursprung und Zweck der von Mäzen Heinrich Gebert gegründeten – und nach ihm benannten – Stiftung. Dabei kommen ausgewählte Schätze aus der umfangreichen Sammlung zur Geltung.
Stiftung als Glasperlenspiel
Aus Sicht von Kurator Scotti sollen aber mindestens Museen Antworten liefern. «Was ist ein Museum?» – das zeigt ein Ende März eröffneter erster Teil in der Kunsthalle Ziegelhütte unter dem Titelfragment «Die Antwort ist…» auf. Im Erdgeschoss werden die Arbeiten von Maler Carl Walter Liner und von Plastiker Erwin Rehmann vorgestellt. Im ersten Obergeschoss werden die programmatischen Möglichkeiten und Entwicklungen der Stiftung, ihre Zukunft, anhand von Schenkungen und Ankäufen angedeutet – im Zentrum steht dabei eine 2016 erfolgte Schenkung des Bildhauers Selim Abdullah. Das 2. Obergeschoss stellt die Institution als Teil des kulturellen «Glasperlenspiels» (Hermann Hesse) vor: als Archiv, Wissens- und Vermittlungsort.
Von Arp bis Zoderer
Der zweite Teil der Ausstellung «… das Unglück der Frage», ist derzeit im Kunstmuseum Appenzell zu sehen. In den zehn Kabinetten wird anhand einer Auswahl aus der mehr als 1000 Werke umfassenden Sammlung die Kunstgeschichte der Moderne seit 1890 reflektiert. Wunderbare Einzelbeispiele – von Hans Arp bis Beat Zoderer – lassen Stilbegriffe wie Spätimpressionismus, Symbolismus, Konkrete Kunst, Expressionismus, Neoavantgarde oder Postmoderner Individualismus lebendig werden.