Doppelausstellung in der Coalmine in Winterthur: Es geht um den Umgang mit dem Heroismus von früher – und um das Fenster als immer wieder auftauchendes Element.
Coalmine Winterthur | «Looking for Lenin» und «From Here»
Was ist von Lenin in der Ukraine übrig geblieben? Eine Fotoarbeit in der Coalmine zeigt es.
Über 5000 Statuen
Der Zeitpunkt für eine Foto-Ausstellung über Lenin-Statuen in der Ukraine könnte nicht besser gewählt sein. Im Herbst 1917, vor genau 100 Jahren also, war Lenin aus Zürich nach Russland zurückgekehrt wo die Bolschewiken unter seiner Führung die Macht übernahmen. Über Jahre standen in den Sowjetrepubliken unzählige Statuen zu Ehren des Revoliutionsführers. Besonders viele waren es in der Ukraine. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verschwanden die vielen Denkmäler im Lauf der Zeit. Wohin? Der Fotograf Niels Ackermann und Journalist Sébastian Gobert machten sich auf die Suche.
Viele Statuen verschwanden erst in jüngster Zeit. Als 1991 die Ukraine unabhängig wurde, standen rund 5500 Leninstatuen im Land. Einige davon fielen in den 90er-Jahren. Weitere wurden im Zuge der Orangen Revolution 2004 gestürzt. Aber bis 2013 bleiben noch hunderte der Statuen übers Land verteilt übrig. Es im Zuge des sogenannten «Leninopad» (Lenin-Sturz), wurden Lenin-Statuen illegal. Dies hat zum Verschwinden der letzten Statuen aus dem Stadtbild geführt.
Laut Journalist Sébastian Gobert fanden er und Fotograf Ackermann verschiedene Weisen des Umgangs mit demontierten oder gestürzten Denkmälern.HIer die Zerstörung, dort die Verwandlung. «Man will demütigen, ist ironisch, oder verwandelt Lenin in ein Kunstobjekt. Macht Darth Vader oder einen Kosaken daraus, malt ihn gelb-blau an, die Farben der Ukraine.» Oder man bewahre ihn, sammelt ihn, privat oder im Museum. «Denn es gibt auch solche, die gegenüber der Sowjetunion nostalgisch sind und frühere Zeiten wieder aufleben lassen wollen.»
Das Ergebnis ihrer Fotorecherche zeigen Ackermann und Gobert in der Coalmine in Winterthur. Arttv.ch war an der Vernissage dabei.
«Here» ist Manhattan
Parallel zu «Looking for Lenin» zeigt die Coalmine der Raum für zeitgenössische Fotografie die Arbeiten von Andrea Gohl. Die 1970 geborene Fotografin prägte als Dozentin der F+F Schule für Gestaltung und Design in Zürich den Fotografen-Nachwuchs. In ihrem Projekt «From Here» beschäftigt sich Andrea Gohl mit Yorkville, einem Quartier in Manhattans Upper East Side, in welchem sie über Jahre viel Zeit verbracht hat. Durch Veränderungen, persönliche wie auch gesellschaftliche, nutzt sie den Moment, um aus ihrer eigenen Vertrautheit dem Ort gegenüber genauer hinzuschauen. Sie interessiert sich für das Nebeneinander von Themen und Strukturen, die Differenz zwischen Orten und deren wechselseitige Beeinflussung ebenso wie unterschiedliche Zeitlichkeiten. In der Ausstellung vereint sind ein Essay Film, eine Geschichte aus einem Archiv und eine fotografische Serie. Das Fenster agiert als immer wieder auftauchendes Element.