Essen und Trinken ist in Dürrenmatts Bildern und Büchern von grosser Bedeutung. Die Ausstellung beleuchtet das Themenfeld von Speis und Trank entlang seines Werks und seines Lebens. So zeigt die Ausstellung die Reichhaltigkeit eines Motivkomplexes auf, der sich als vielgestaltiger und bedeutender erweist, als es zunächst scheint.
Centre Dürrenmatt Neuchâtel | Friedrich Dürrenmatt – Das grosse Festmahl
- Publiziert am 22. Oktober 2019
«Am Spiess gebratenes Osterlamm, gefüllt mit kleinen Strassburgerwürstchen», lautet eines, der von Dürrenmatt beschriebenen Gerichte.
Gerechtigkeit, Religion und Kannibalismus
Wenn in Szenen Gerichte und Getränke vorkommen, sind auch Humor und Witz wiederkehrende Merkmale. «Die Physiker» etwa richten ihre volle Aufmerksamkeit auf das Tagesmenü, obschon einer von ihnen eben einen Mord beging. Und die Gemüseverkäuferin im Stück «Es steht geschrieben» verkauft derb scherzend ihre Radieschen, ungeachtet der Hinrichtung, die in ihrer Nähe stattfindet. Der Motivkreis um Essen und Trinken weist auch mehrere symbolische Ebenen auf. In dieser Ausstellung liegt der Fokus auf den Symboliken, die im Zusammenhang mit Gerechtigkeit, Religion und Kannibalismus stehen.
Die Ausstellung
Die Ausstellung zeigt neben Werken Dürrenmatts – etwa seine Karikaturen zum Schweizer Wein, den er mittelmässig fand – auch Arbeiten anderer Künstler*innen, die für gelingende Adaptionen seine Werke gewissermassen verdauten: Theaterregisseur*innen brachten seine Stücke auf die Bühne, Filmemacher*innen bearbeiteten seine Texte, und bildende Künstler*innen verliehen seinem gastronomischen Universum in ihren Arbeiten Gestalt. Die Filmemacherin Orane Burri realisierte auf Einladung des CDN einen Kurzfilm mit Raphaël Tschudi. Der Film handelt vom gewaltigen Festmahl eines Täuferkönigs, der seinen Untertanen Genügsamkeit predigte. Dominique Kähler Schweizer, alias Madame Tricot, kreierte für die Ausstellung eine Kunstinstallation des Festessens in der Panne: Ein eindrückliches Werk an der Grenze zwischen Realismus und Fantasie.
Centre Dürrenmatt
Das von Mario Botta entworfene Centre Dürrenmatt Neuchâtel (CDN) stellt das bildnerische Werk Friedrich Dürrenmatts aus. Im Herzen des Vallon de l’Ermitage gelegen, integriert das CDN das ehemalige Wohnhaus des Schweizer Schriftstellers, Malers und universellen Denkers. Auch organisiert das Museum Wechselausstellungen zu Thematiken, die für Friedrich Dürrenmatt zentral waren. Zudem finden unter der Mitwirkung von Zeitzeugen, Forschenden und der Öffentlichkeit die «Salons Dürrenmatt» statt sowie Veranstaltungen (Performances, Konferenzen, Lesungen) und Konzerte mit zeitgenössischer Musik. Speziell für Kinder und Jugendliche konzipierte Workshops runden das Programmangebot ab. Das CDN versteht sich als lebendiger Ort, der allen offensteht.