Inszenierte Wirklichkeiten konfrontieren uns mit der Frage: Was ist echt und was nicht? Eine delikate künstlerische Gratwanderung, die Cecile Weibel und Ralph Kühne spielerisch und individuell unternehmen.
Benzeholz Meggen | Ralph Kühne und Cecile Weibel
Die filmische, fotografische und performative Umsetzung von Identitätsfragen, von Rollenspielen und Posen in der Musik- und Popkultur verbindet das künstlerische Schaffen von Cecile Weibel (*1984) und Ralph Kühne (*1978). Beide bedienen sich verschiedener Sparten und erzeugen über die Kostümierung, das Make-up und die spezifisch eingesetzte Umgebung ein ausgeklügeltes System, das sich prekären Situationen des menschlichen Lebens widmet.
Cecile Weibel
Im Anschluss an die Performance «Big Five», bei der Cecile Weibel ihre Eltern, ihre Schwester und ihren Bruder einbezog, untersucht die Künstlerin in einer audio-installativen Arbeit, wie die gemeinsame Aktion die familieninternen Beziehungen verändert hat und was dies für Auswirkungen auf ihre Rolle als Künstlerin, Tochter oder Schwester hat. Darüber hinaus stellt Cecile Weibel in ihrem Langzeitprojekt «New York – St. Tropez – Olten» inszenierte Videoaufnahmen von Freunden dokumentarischen Alltagsszenen gegenüber. Dabei prallen die Sehnsüchte und Lebensvorstellungen der im Titel genannten Orte aufeinander. Durch die Kontextverschiebungen und die fliessenden Übergänge von inszeniert, halbinszeniert und dokumentarisch gelingt es der Künstlerin, individuelle und kollektive Vorstellungen von Personen- und Städtekult aufzubrechen und zu hinterfragen.
Ralph Kühne
Während in «Halbdichtheiten» die üppige und farbige Kostümierung dem grafischen Grund des leeren Schwimmbadbeckens gegenübersteht und ausserdem an dadaistisches oder brechtsches Theater denken lässt, wird in Kühnes neuer Arbeit «The fabulous ending of a silly dream» (2012–2013) durch die Schwarzweiss-Aufnahmen eine Zeitlosigkeit suggeriert. Die Szenen könnten von heute, gestern oder auch von der Zeit vor den 50er Jahren handeln. Eine langhaarige Person in Jeans-Turnschuh-Outfit rennt mit einer Gitarre durch die Strassen einer Grossstadt oder fährt mit einem Dreirad gegen eine heruntergekommene Telefonzelle. Was wird hier inszeniert? Der Mythos einer Stadt oder einer Person? Oder ist es einfach ein Traum?